Wolfsmilch

1987

Kurzbeschreibung

Albany 1938, Zeit der großen Depression: Porträt eines Ausenseiter-paares ( und seiner Kumpane), das aus unterschiedlichen Gründen mit dem Leben und der Vergangenheit nivht fertig geworden ist, dahinvegetiert und langsam vom Alkohol zerstört wird.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Regie:Hector Babenco
Buchvorlage:William Kennedy
Kamera:Lauro Escorel
Musik:John Morris
Länge:143 Minuten
Produktion:
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat den Film mit 3:1 Stimmen das Prädikat „wertvoll“ erteilt.

In der ausführlichen Debatte standen weniger die Gestaltungsmittel des Films im Mittelpunkt, wohl aber seine Geschlossenheit und die Angemessenheit seiner Gestaltung im Blick auf die Thematik.

Die Qualitäten hinsichtlich Auswahl und Führung nicht nur der Hauptdarsteller sind bemerkenswert. Und die Gestaltung des Außen- und Innen-Dekors, die Verwendung von Licht und Farbe, der Einsatz von Musik und Geräuschen wurden zwar unterschiedlich bewertet, sind aber jedenfalls konsequent realisiert.

Problematisch erscheint jedoch, dass die Protagonisten trotz der Brillanz ihres Spiels in ihrer psychischen Struktur unvollständig (vor allem bei dem weiblichen Part) zur Geltung gebracht werden. Und unverständlich wurde genannt, dass u.a. auf Grund dieser Bruchstückhaftigkeit der Film den Betrachter nur distanziert das Geschehen miterleben lässt, wiederum, trotz und angesichts zweier berühmter und hervorragender Darsteller und der keines Falls weniger vergegenwärtigten Nebenrollen. Zudem eignet dem Film nach Ansicht der Mehrheit des Ausschusses eine gewisse Stereotypie und Konstruiertheit. Ersteres zeigt sich in etlichen Längen, das Zweite in überraschend und unmotiviert eingesetzten Action-Szenen (so am Anfang der Streik und am Schluss die Razzia), aber auch in abrupten Entwicklungen ( etwa der Besuch bei der Familie oder bei dieser Gelegenheit die schnelle Wandlung der Tochter).

Zwar komme, so wurde ausgeführt, in diesen Elementen zum Ausdruck, wie wenig die Lebensentscheidungen und –Entwicklungen der im Mittelpunkt des Films stehenden Außenseiter nachvollziehbar seien. Doch erschien der Mehrheit des Ausschusses gerade die Dramaturgie des Miterlebens als unerlässliche Vorraussetzung auch eines derartigen Sujets. Insofern war das Schwanken zwischen einerseits der Vergegenwärtigung von Erinnerung, von wahn- und Wunschbildern und andererseits der Undurchsichtigkeit ihrer Motivationen gerade einer der Angelpunkte, an dem unterschiedliche Interpretationen des Films sich schieden.