Zentralmuseum

Filmplakat: Zentralmuseum

FBW-Pressetext

Da hat der Mann nun von seinem Onkel ein Museum geerbt. Einfach so. Dabei war er dort noch gar nicht selbst zu Besuch. Es ist also an der Zeit, einfach mal vorbeizuschauen. Besucher sind kaum welche da. Aber Kunst ist da. Eine Menge davon. Und ein anderer Mann, der auf sie aufpasst und sie auch erklären kann. Zumindest ein bisschen. Wie die anderen Filme von Jochen Kuhn lebt auch ZENTRALMUSEUM von der sehr genauen und minimalistisch gehaltenen Gestaltung und seiner ganz besonderen Stimmung. Ein Raum, zwei Männer, viele Kunstwerke – das ist der Handlungsbogen, um den Jochen Kuhn die Geschichte einer Kulturerbschaft wider Willen strickt. Es gelingt ihm, viele Aspekte rund um die Bildende Kunst und die (Be-)Deutung derselben zu streifen, immer versehen mit einem Augenzwinkern und einem Hauch Resignation. Die Unterhaltung zwischen Kuhn und dem Museumswärter ist lakonisch trocken und lässt den Zuschauer mehr als einmal schmunzeln, auch weil man typische Worthülsen erkennt, die bei einer Unterhaltung über Kunst zwangsweise fallen müssen. Mit ZENTRALMUSEUM ist Jochen Kuhn erneut ein melancholisch selbstreflexives und charmantes Kurzfilmessay gelungen. Herausragend.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Jochen Kuhn
Drehbuch:Jochen Kuhn
Kamera:Jochen Kuhn
Schnitt:Olaf Meltzer
Musik:Jochen Kuhn
Länge:14 Minuten
Produktion: Jochen Kuhn
FSK:0
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Jochen Kuhn, ein Veteran der künstlerischen Animation, legt mit ZENTRALMUSEUM einen stilistisch neuartigen und für ein größeres Publikum zugänglichen Essayfilm vor. Handcolorierte Fotos, teilanimiert oder überblendet, werden von einem reflektierenden Off-Kommentar begleitet. Aus Sicht des Filmemachers wird erzählt, wie Kuhn von seinem Onkel Albert ein altes Museum in der Provinz vererbt bekommt, das er in einem ersten Rundgang begutachtet. Bald begegnet ihm der „letzte Wärter der Kunst“, der seinen Dienst freiwillig fortsetzt und in einem Kunstwerk übernachtet.
Der Rundgang ist geprägt von Kuhns eingestanden amateurhaftem Blick auf Kunst, betont naiv in den Kommentaren zu mitunter rätselhaften Skulpturen. Es geht um Besucherschwund, kein Budget, um den Niedergang der kulturellen Institution. Dabei ist der Film leicht ironisch im Umgang mit modernen Werken. Es drückt sich in der originellen Animation ein melancholischer Blick auf die Vergänglichkeit von Kunst im Eingeständnis des eigenen Unverstehens aus.
Im Keller tut sich eine eigene magische Welt auf, die Werke werden immer surrealer. Der Film wird zu seinem eigenen Exponat. Die Werke hier gelten als unbedeutend, sind daher unverkäuflich. Mit dem Marktwert schwinde der Kunstwert, während die ausbleibenden Besucher draußen auf ihre Handys starren.
Es gelingt Kuhn virtuos, Musik und Visualität im Verhältnis zum Sujet zu gestalten. Seine Klage um das verschwindende Kulturerbe ähnelt den moderneskeptischen Essays von Botho Strauß, fügt dem jedoch eine audiovisuelle Dimension bei. Die Jury verleiht dem beeindruckenden Kurzfilm das Prädikat „besonders wertvoll“.