You are my hero
FBW-Pressetext
Das holzschnittartig animierte Mittelaltermärchen lässt den Zuschauer am Schicksal einer einsamen Rittersfrau teilhaben, die täglich auf die Rückkehr ihres Mannes aus der Schlacht wartet. Doch als der nicht ganz so heldenhafte Ehemann sein Schwert eines Tages Zuhause vergisst, bestätigen sich ihre vagen Zweifel und so schreitet die Betrogene zur Tat. Diese originelle und ganz und gar nicht altertümliche Heldenverklärung hinterlässt ohne Zweifel eine nachhaltige Wirkung. Sowohl auf der beinahe minimalistischen visuellen Ebene, als auch durch den schön eingesprochenen, englischen Monolog der Ehefrau, die bis zuletzt am Bild des tapferen Helden festhalten möchte, kann You are my hero punkten. Hier trifft ein enormer Stilwille auf Fantasie und eine herausragende visuelle Perspektive.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Tobias Bilgeri |
Drehbuch: | Tobias Bilgeri |
Länge: | 7 Minuten |
Produktion: | Tobias Bilgeri, Kunsthochschule Kassel |
FSK: | 12 |
Förderer: | Kunsthochschule Kassel; FFA; Hessische Filmförderung |
Jury-Begründung
Eine originelle Art der Heldenverehrung bzw. der Heldenverklärung und ihrer Dekonstruktion. Mit klar konturierten Bildern, denen ein Bezug auf die byzantinische Ikonenmalerei eigen ist, versetzt uns der Animationsfilm von Tobias Bilgeri ins Mittelalter. Hier wartet eine Schlossherrin treu und geduldig die Rückkehr ihres Gatten ab, der immer wieder in den Krieg zieht. Doch der ritterliche Held nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau und nutzt den Krieg als Vorwand, seine Geliebte im nächst gelegenen Schloss zu besuchen. Eines Tages entlarvt die Ehefrau sein falsches Spiel. Die farblich ausdrucksstarke Bilderfolge der ansonsten minimalistisch inszenierten Szenen wirkt dabei höchst anregend.Neben den visuellen Zauber tritt die Magie der Poesie. Musik und Sound-Design bereichern ebenfalls die ästhetische Gesamtwirkung. Eine weitere Ebene der symbolischen Kommunikation wird z. B. erschlossen, wenn im Film zwei Schrauben der Ritterrüstung ihren Part zur Veranschaulichung des Geschehens spielen. Gut kommt der feine Humor zum Ausdruck und gestalterisch überzeugte besonders der Verzicht auf verschnörkelte Ornamente, überflüssige Details und sonstige Ausmalungen. Die angenehme Singstimme von Sophia Baron tat ein Übriges.
Dieser Animationsfilm wirkte derart einnehmend, dass es einzelnen Jurymitgliedern in der Diskussion zunächst nicht leicht fiel, eine kritisch-analytische Distanz zu gewinnen, was ebenfalls als Indiz für die Stärken des Films gewertet werden kann. Es sprach vieles dafür, dem Film das höchste FBW-Prädikat zu verleihen und so war das Abstimmungsergebnis kaum überraschend: „besonders wertvoll“.