Wunderschöner

Kinostart: 13.02.25
2025
Filmplakat: Wunderschöner

FBW-Pressetext

Die Fortsetzung des Erfolgsfilms WUNDERSCHÖN von Karoline Herfurth zeigt mit Witz und Tiefgang, mit welchen ganz verschieden gelagerten Konflikten sich Frauen in jedem Alter in der Gesellschaft stellen müssen. Ein wahrhaftig wunderschöner Film über Beziehungen, Konsens und Selbstbestimmung - dieser Film macht Mut und Laune!

Sonja und ihr Mann Milan haben sich getrennt. Eigentlich eine Vernunftentscheidung. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man herausfindet, dass der Ex eine neue Frau datet. Julie, die Schwester von Milan, findet sich währenddessen einem Chef ausgesetzt, der zwar unheimlich charmant ist – gleichzeitig aber unangemessen übergriffig agiert und in keiner Weise willens ist, Grenzen zu respektieren. Sonjas beste Freundin Vicky hat ganz andere Probleme. Ihr Freund ist nach einem Streit in den Urlaub mit unbestimmter Rückkehr gefahren, ohne wirklich zu definieren, was das jetzt mit der Beziehung macht. Und in der Schulprojektwoche muss sie dazu noch eine Gruppe unwilliger Schülerinnen davon überzeugen, sich wichtigen Fragen zu stellen: Wie definiert sich das eigentlich, das Frau-Sein? Und welche Erwartungen und Rollenbilder muss eine Frau erfüllen, um in der Gesellschaft respektiert, gewünscht und gewollt zu werden?

Mit WUNDERSCHÖNER kehren Regisseurin Karoline Herfurth und ihre Co-Autorin Monika Fäßler zu den Figuren zurück, die das Publikum bereits 2022 in WUNDERSCHÖN kennen- und liebenlernen durfte. Zum bekannten Ensemble rund um Karoline Herfurth, Nora Tschirner und Emilia Schüle kommen u.a. Anneke Kim Sarnau als erfolgreiche Unternehmerin, die feststellen muss, dass ihr Mann sie mit einem extrem jungen Callgirl betrogen hat, Anja Kling als anti-feministische Fernsehmoderatorin und noch viele mehr hinzu, die die Komplexität der Themen noch mehr erweitern. Dabei behält Herfurth die klare Botschaft des ersten Teils bei, dass sich Frauen über so viel mehr definieren als über die oberflächliche erste Ebene einer Beziehung zu einem Mann. Und obwohl alle weiblichen Figuren des starken Ensembles mit Konflikten kämpfen, die mit dem System zu tun haben, so geht es doch eigentlich im Kern der gekonnt strukturierten Geschichte darum, sich selbst als Frau zu definieren und von den Erwartungen der Gesellschaft freizumachen. Mit allen Stärken, Schwächen, Eitelkeiten, Überlebensstrategien und Sehnsüchten. Dass es Herfurth und ihrem Team gelingt, neben all den wichtigen aktuellen Themen und einer mutmachenden Message, die Geschichte mit Leichtigkeit und Lebensfreude zu erzählen, liegt an dem wunderbar kongenialen Zusammenspiel aller Gewerke: Eine Kamera, die die Figuren in ihrem Strahlen einfängt, die Montage, die fließend und gleichzeitig pointiert Übergänge schafft, der sonnige Score und Soundtrack, das launemachende Set-Design – alles an WUNDERSCHÖNER vereint Herz und Verstand.

Filminfos

Gattung:Drama; Komödie; Spielfilm
Regie:Karoline Herfurth
Darsteller:Karoline Herfurth; Nora Tschirner; Emilia Schüle; Friedrich Mücke; Anneke Kim Sarnau; Maximilian Brückner; Dilara Aylin Ziem; u.a.
Drehbuch:Karoline Herfurth; Monika Fäßler
Kamera:Daniel Gottschalk
Webseite:warnerbros.de;
Weblinks:kinofans.com;
Länge:138 Minuten
Kinostart:13.02.2025
Verleih:Warner
Produktion: Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH
FSK:12
Förderer:FFA; MBB; FFF Bayern; DFFF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Fortsetzung des grandiosen Kassenerfolges WUNDERSCHÖN von und mit Karoline Herfurth heißt WUNDERSCHÖNER und ist ebenfalls eine Episodengeschichte. Und dazu in den Augen der Jury auch noch einmal eine echte Steigerung.
Ging es 2022 noch vor allem um das Gefühl der Figur Sonja, als Mutter und Ehefrau den (Selbst)Ansprüchen nicht mehr zu genügen, überfordert zu sein und sich selbst als nicht mehr sexy genug zu empfinden, ist jetzt das Themenfeld noch umfangreicher, ohne dass der Zuschauer dabei den Überblick verlieren würde: In einer großen Altersskala von 16 bis 80 wird anhand von weiblichen Lebenswirklichkeiten in der Gegenwart verhandelt, wer aus welcher Perspektive die Attraktion einer Frau bestimmen sollte, dass Frauen die Scham und gesellschaftliche Tabuisierung der weiblichen Genitalien überwinden sollten, der Mut, einem sexualisierten Angriff mit einem selbstbewussten „Nein“ begegnen zu können bis hin zur Diskussion, ob Prostitution selbstbestimmt möglich sein könnte (was unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen verneint wird). Das leicht angestrengte Gendern wird komödiantisch, aber doch auch mit Ernsthaftigkeit behandelt. Was Partnerschaften anbelangt, wird der Umgang mit Scheidung und Scheidungskindern thematisiert sowie die Frage nach psychologischen Voraussetzungen einer gelungenen Paarbeziehung: all das geschieht auf Augenhöhe und unter Eingestehen eigener Schwächen und dem Abschied vom Perfektionismus.
Um dies bewältigen zu können, ist hervorragende Drehbuch- und Regiearbeit geleistet worden. In einer gewissen sprunghaften Dynamik wird der Zuschauer in drei Paarbeziehungen, davon zwei mit Familie geworfen, die alle drei belastet sind (bereits getrennt oder in einer Krise befindlich). Aber nach kurzer Zeit wird das Beziehungsgeflecht – auch ohne den Vorgängerfilm WUNDERSCHÖN zu kennen – deutlich, elegant und spannend durch verschiedene Krisen und Entscheidungssituationen geführt, um am Ende – ohne alle Fragen endgültig zu lösen – zu einem stimmigen Schluss zu führen, der den Zuschauer optimistisch entlässt.
Dieser filmische Zusammenhalt gelingt auch durch Raffinessen des Schnitts und der Bildfindung, wenn – trotz häufigem Szeneriewechsels – überraschende Ortsähnlichkeiten oder aufgegriffene Bilder (ähnlicher Fensterblick, der Rummelplatz als Doppelschauplatz, viele der Figuren übergeben sich aus unterschiedlichsten Gründen) – assoziative Anschlüsse ergeben. Auch der wellenartige Wechsel zwischen ernsten und komödiantischen Szenen wirkt organisch.
Allenfalls ansatzweise gab es in der Diskussion Einwände, dass das bourgeoise, ökonomisch sorglose Milieu allzu große Härten vermeidet oder dass manche Gesellschaftsdiskussion etwas zu penetrant formuliert sei, obwohl es die Geschichte und Bilder bereits erklärt hatten.
Originell dagegen ist der Jury aufgefallen, wie der spanische Fußballskandal um den einer Spielerin aufgedrängten Kuss durch einen Funktionär sehr aktuell aufgegriffen wurde.
Der Einwand, dass zu größten Teil nur Frauen im Bild sind und ihre Meinung artikulieren, greift hier ins Leere, da genau Weiblichkeit und ihre Probleme durch Gesellschaftsstrukturen ja das Thema sind. Die gilt umso mehr, da auch Jungen und Männer überwiegend einfühlsam gezeichnet werden. Das verunsicherte‚ Teenietum‘ vor allem bei Jungs, die nicht mehr wissen, wie sie das ‚Coolsein-Wollen‘, starke Gefühle und Rücksichtnahme auf Frauen oder Mädchen vereinen können, ist fair und mit Achtung vorgeführt. Auch Herfurth selber als Zentralfigur ist weder charakterlich noch moralisch ihrem Ex-Partner (Friedrich Mücke) überlegen gezeichnet. Überhaupt begegnen Männer ihren Fehlern durch Eingeständnis bis hin zur Bitte um Verzeihung.
Fair in der Darstellung der Geschlechterkonflikte ist auch, dass Arbeitsmilieus, in denen Frauen in Chefpositionen sind, nicht im Geringsten als fairer oder gendergerechter, sondern ebenfalls als toxisch gezeigt werden.
Dass bei alledem ein sehr heteronormatives Milieu gezeigt wird und die Lösungen der Komödie eher konservativ ausfallen, ist dabei nicht störend, sondern auch der Massentauglichkeit des Filmprojekts geschuldet.
Sehr gerne vergibt die FBW-Jury dem Film WUNDERSCHÖNER das höchste Prädikat ‚besonders wertvoll‘.