Wir wollten aufs Meer
FBW-Pressetext
DDR, Anfang der 1980er Jahre: Schon seit sie denken können, wollen Conny und Andreas aufs Meer. Für die beiden jungen Männer, die sich im System der Republik eingesperrt fühlen, ist das Anheuern auf einem Schiff das, was dem Gefühl der Freiheit am nächsten kommt. Doch drei Jahre später ist immer noch keiner von beiden auf See. Ein Kollege der beiden plant, über die Grenze zu fliehen. Conny und Andreas wollen ihn verraten. Doch während bei Conny der Gerechtigkeitssinn und die Loyalität siegen, nutzt Andreas die Chance des Stasi-Protektorats. Und auch wenn sich die Wege der beiden Freunde trennen, so bleiben sie doch schicksalhaft miteinander verbunden. Bis zum Sturz des Systems. Regisseur Toke Constantin Hebbeln, der 2007 für NIMMERMEHR den Studentenoscar erhielt, ist mit seinem Abschlussfilm an der Filmakademie Ludwigsburg etwas ganz besonderes gelungen: Eine intensiv erzählte und in ihrer Figurengestaltung dicht gestrickte Geschichte anhand dreier Einzelschicksale, die gleichzeitig einen Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte liefert und so die Komplexität des repressiven DDR-Systems auf bedrückende Weise spürbar macht. In den Hauptrollen mit Alexander Fehling, Ronald Zehrfeld und August Diehl blendend besetzt, entspinnt sich ein Dreieck aus Freundschaft, Widerstand und Verrat. Ein beeindruckendes filmisches Plädoyer für die Freiheit des Einzelnen und die Kraft des gemeinsamen Widerstands.Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Toke Constantin Hebbeln |
Darsteller: | Alexander Fehling; August Diehl; Phuong Thao Vu; Ronald Zehrfeld; Annika Blendl; Sylvester Groth; Rolf Hoppe; Hans-Uwe Bauer; Thomas Lawinky; Michael Schenk; Torsten Michaelis; Anian Zollner |
Drehbuch: | Toke C. Hebbeln; Ronny Schalk |
Kamera: | Felix Novo de Oliveira |
Schnitt: | Simon Blasi |
Musik: | Nic Raine |
Webseite: | ; |
Weblinks: | ; |
Länge: | 116 Minuten |
Kinostart: | 13.09.2012 |
VÖ-Datum: | 04.04.2013 |
Verleih: | Wild Bunch Germany |
Produktion: | UFA Cinema GmbH, Frisbeefilms; Hahn Film AG; Bayerischer Rundfunk; Degeto Film; SWR; ARTE G.E.I.E.; Saarländischer Rundfunk; |
FSK: | 12 |
Förderer: | FFA; MBB; FFF Bayern; Film- und Medienstiftung NRW |
Jury-Begründung
Rostock 1982. Hier beginnt die Geschichte zweier Freunde, die den Zuschauer durch die dunkelsten Seiten der DDR-Überwachung des eigenen Volkes führt. Auf äußerst gelungene Weise werden zwei zutiefst unterschiedlich verlaufene Schicksale miteinander verknüpft, wird Alltag unter dem Druck der Stasi nacherlebbar gemacht, werden moralische Fragen von absoluter Größe und tiefster Privatheit abgehandelt. Das ausgefeilte Drehbuch und ein bis in die kleinsten Nebenrollen herausragend geführtes und agierendes Ensemble machen diesen Film zu einem Erlebnis. Der Regisseur will offensichtlich sehr viel und dank hervorragender Produzenten und einem ihn bestens unterstützenden Team gelingt ihm auch alles.Mit größter Sicherheit öffnet der Regisseur verschiedenste Erzählstränge, gibt jedem einzelnen angemessenen Raum und führt alles immer wieder zusammen und zu einem Ende. Dabei entstehen niemals Klischees, jede Figur entwickelt sich zu einem glaubhaften Charakter, menschliche Konflikte können mitverfolgt und nachvollzogen werden. Die große Kunst des Regisseurs liegt darin, sowohl den moralisch integren als auch den auf seinen persönlichen emotionalen Vorteil bedachten Protagonisten mit gleicher dramaturgischer Sorgfalt zu verhandeln. Hier geht es nicht um die Schaffung von Sym- und Antipathien, hier geht es darum, nachvollziehbar zu machen, wie unterschiedlich Menschen sich in einem totalitären System entwickeln können und dabei ihren individuellen Schuldfragen stellen müssen.
WIR WOLLTEN AUFS MEER ist ein in höchstem Maße gelungener Film über ein Stück deutsch-deutsche Geschichte, der sich ohne Weiteres in eine Reihe mit DAS LEBEN DER ANDEREN oder ähnlich eindringlichen Werken stellen lässt.