Wiesenstraße Nr. 10

Filmplakat: Wiesenstraße Nr. 10

Jurybegründung

Der Hauptausschuss hat dem Film das Prädikat "Besonders wertvoll" verliehen. Der Film ist in der Tat, wie das Einspruchsschreiben darlegt, in der Gattung des Volksstücks zu betrachten, und der Ausschuss ist zu dem Resultat gekommen, dass der Film innerhalb dieser Gattung vollkommen sei. Bei ihm wirken alle Faktoren - nicht nur die künstlerischen, sondern auch die moralischen - mit so viel Echtheit, Grazie und Überzeugungskraft zusammen, dass der Ausschuss sich zu dem ungewöhnlichen Schritt entschlossen hat, seine Zustimmung durch das höchste Prädikat zum Ausdruck zu bringen. Der Film verdient auch deshalb besondere Auszeichnung, weil am Markt allgemein die Erfindung von echten Familiengeschichten, d.h. aus dem Themenbereich der nächstliegenden sozialen Realität, in einer erschreckenden Weise immer seltener wird. Hinzu kommt, dass das Milieu des gehobenen Arbeiters mit begabten Kindern sowohl psychologisch wie atmosphärisch genau getroffen ist, dass zu dem wahrhaftigen, prächtigen Spiel Jean Gabins, der sowohl in den Ausbrüchen seines Teperaments als auch dann, wenn er als enttäuschter Vater verstummt, eine reife menschliche Gestalt ist, eine Equipe von jungen Schauspielern kommt, die bei allen Abirrungen doch die Familienzugehörtigkeit glaubhalt zu verlebendigen wissen. Die dramaturgische Vorbereitung des schließlichen Höhepunkts geschieht in der Tat bereits sehr früh, spätestens von dem Augenblick des gemeinsamen Ausflugs in das Sommerlokal an. Der Darsteller des Fernand - Roger Dumas - fällt durch ein besonders intensives und gutes junges Gesicht auf. Selbst die gewagte Szene mit dem Freudenmädchen von den Hallen verletzt nicht das gefühl des Anstandes. Der Film hält das Niveau des guten französischen Films in Straßen- und Bistroszenen sowie im häuslichen Milieu und hat das unverwechselbare Pariser Cachet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Denys de la Patellière
Darsteller:Jean Gabin; Claude Brasseur; Roger Dumas; Marie-José Nat; Paul Frankeur; Renée Faure; Roger Tréville
Drehbuch:Denys de la Patellière
Kamera:Louis Page
Schnitt:Jacqueline Thiedot
Musik:Georges van Parys
Länge:90 Minuten
Produktion: , Film Ariane / Filmsonor / Intermondia Films, Paris + Vides, Rom
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Hauptausschuss hat dem Film das Prädikat "Besonders wertvoll" verliehen. Der Film ist in der Tat, wie das Einspruchsschreiben darlegt, in der Gattung des Volksstücks zu betrachten, und der Ausschuss ist zu dem Resultat gekommen, dass der Film innerhalb dieser Gattung vollkommen sei. Bei ihm wirken alle Faktoren - nicht nur die künstlerischen, sondern auch die moralischen - mit so viel Echtheit, Grazie und Überzeugungskraft zusammen, dass der Ausschuss sich zu dem ungewöhnlichen Schritt entschlossen hat, seine Zustimmung durch das höchste Prädikat zum Ausdruck zu bringen. Der Film verdient auch deshalb besondere Auszeichnung, weil am Markt allgemein die Erfindung von echten Familiengeschichten, d.h. aus dem Themenbereich der nächstliegenden sozialen Realität, in einer erschreckenden Weise immer seltener wird. Hinzu kommt, dass das Milieu des gehobenen Arbeiters mit begabten Kindern sowohl psychologisch wie atmosphärisch genau getroffen ist, dass zu dem wahrhaftigen, prächtigen Spiel Jean Gabins, der sowohl in den Ausbrüchen seines Teperaments als auch dann, wenn er als enttäuschter Vater verstummt, eine reife menschliche Gestalt ist, eine Equipe von jungen Schauspielern kommt, die bei allen Abirrungen doch die Familienzugehörtigkeit glaubhalt zu verlebendigen wissen. Die dramaturgische Vorbereitung des schließlichen Höhepunkts geschieht in der Tat bereits sehr früh, spätestens von dem Augenblick des gemeinsamen Ausflugs in das Sommerlokal an. Der Darsteller des Fernand - Roger Dumas - fällt durch ein besonders intensives und gutes junges Gesicht auf. Selbst die gewagte Szene mit dem Freudenmädchen von den Hallen verletzt nicht das gefühl des Anstandes. Der Film hält das Niveau des guten französischen Films in Straßen- und Bistroszenen sowie im häuslichen Milieu und hat das unverwechselbare Pariser Cachet.