Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Der 16jährige Klemens lebt mit seiner Mutter Kerstin in gut eingespielter Zweisamkeit. Zum Teil scheinen sie ihre Rollen vertauscht zu haben und er spielt den Part des Erwachsenen, während sie sich von ihm bedienen oder trösten lässt. Ein zweites, fast spiegelverkehrtes Paar stört im Verlauf der Geschichte die Balance zwischen den beiden. Ein allein stehender Vater und seine Tochter scheinen zwar die perfekte Ergänzung für Klemens und Kerstin zu sein, aber Gefühle lassen sich nun einmal nicht in solch ordentliche Bahnen lenken. Hier wird nuanciert und sehr genau erzählt, wie diese vier Figuren sich gegenseitig anziehen und dann wieder abstoßen. Die Geschichte wirkt auch darum so glaubwürdig, weil die Drehorte sehr authentisch sind. Man glaubt wirklich, dass die Protagonisten in dieser Wohnung wohnen und in diesem Optikerladen arbeiten. Eva Trobisch hat ein Talent dafür, emotional komplexe Situationen zu schaffen. So hat etwa eine „Bettszene“ zwischen Klemens und Kerstin eine schimmernde Vieldeutigkeit und im Badezimmer kommt es zu einem explosiven Showdown, wobei sich Klemens über viel mehr als über seinen „nassgemachten“ Laptop beklagt. Das Spiel der vier Darsteller hat unzählige Zwischentöne, wirkt dabei aber immer natürlich und alles andere als geschauspielert. Überzeugt hat auch das lakonische Ende. Nicht nur der Spinat droht hier anzubrennen.