Filmplakat: WAGs

FBW-Pressetext

Judith und Dina sind Spielerfrauen, sogenannte WAGs („Wives and Girlfriends“). Und während die sehr junge Judith ihre neue Funktion noch aufregend findet, hat sich für die Dina aus Bulgarien schon lange Frustration und Langeweile in ihren Alltag eingeschlichen, der sie von Stadt zu Stadt führt, immer dahin, wo ihr Mann gerade unter Vertrag steht. Als Dina Judith begegnet, erkennt sie sich selbst in der jungen Frau und will verhindern, dass ihr das gleiche geschieht wie ihr selbst. Doch vielleicht ist es dafür schon zu spät. Es gibt wenige Filme über Spielerfrauen, und noch viel weniger, die eine so intensive Charakterstudie betreiben wie das Werk von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf. Die grandiose Besetzung tut ihr übriges, um das Spiel mit stereotypen Ansichten zu einer Art Revolution im Kleinen umzukehren. Musik und Kamera unterstreichen die melancholische Note und geben Zeit, die Figuren kennenzulernen. Ein kreativer studentischer Film, der Lust auf mehr macht.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Joachim Dollhopf; Evi Goldbrunner
Darsteller:Vesela Kazakova; Sonja Gerhardt; Gordon Schmidt; Alen Hebilovic; Vessela Dimitrova; Alexander Radev
Drehbuch:Evi Goldbrunner; Joachim Dollhopf
Kamera:Marco Armborst
Schnitt:Maja Stieghorst
Musik:N. de Leval Jezierski; J. Heidingsfelder
Webseite:wags-film.com;
Länge:38 Minuten
Verleih:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Produktion: Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg, Joachim Dollhopf; Evi Goldbrunner;
Förderer:Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Klischees über Spielerfrauen scheinen übermächtig, aber in diesem Kurzspielfilm werden die Erwartungen gekonnt enttäuscht. Erzählt wird hier von zwei Frauen, die mit Fußballprofis zusammenleben und für eine kurze Zeit Freundinnen werden, bis eine von ihnen ihrem Freund zu einem Verein in eine andere Stadt folgt.

Der Film fängt die Leere dieses Lebens aus zweiter Hand ein. Beide Frauen haben Geld und viel Zeit – sind aber offensichtlich nur Anhängsel ihrer Männer. In den speziell für sie eingerichteten Logen erleben sie die Fußballspiele wie in einem goldenen Käfig – ein Ausbruchsversuch der beiden in die Ränge des Stadions wird durch einen Ordner verhindert. Die jüngere Judith ist zuerst durch die Ruppigkeit von Dina aus Bulgarien irritiert und abgestoßen, doch dann sieht sie, dass diese sich unter den anderen Spielerfrauen ebenso fremd fühlt wie sie selber. Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf lassen den Schauspielerinnen Vesela Kazakova und Sonja Gerhardt Raum, sich in langen atmosphärischen Einstellungen zu entfalten. Beide wirken absolut authentisch und es gelingt ihnen, die starken Persönlichkeiten der beiden Frauen gegen die nur scheinbar so genau definierten Rollen als WAGS durchzusetzen. Beide zeigen einander, wie sie sich selber sehen und wie sie ihr Leben selbst gestalten würden – die eine als Schauspielerin, die andere als Modedesignerin.

Interessant ist, dass gerade die scheinbar so abgebrühte Dina sich durch ihre Freundschaft derart weiterentwickelt, dass sie das Leben als WAG schließlich hinter sich lässt. Der Film ist sowohl als gesellschaftliche Studie wie auch als kleines Emanzipationsdrama gelungen. Nach ihm sieht man Spielerfrauen mit anderen Augen.