Wachstum
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Florian Heinzen-Ziob |
Drehbuch: | Florian Heinzen-Ziob |
Kamera: | Florian Heinzen-Ziob |
Schnitt: | Florian Heinzen-Ziob |
Musik: | Andreas Köcher; Julia Kortowski |
Länge: | 23 Minuten |
Verleih: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Förderer: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Jury-Begründung
WACHSTUM ist ein animierter autobiografischer Dokumentarfilm, in dem Florian Heinzen-Ziob von einer Kindheit und Jugend in Zeiten des scheinbar unbegrenzten Wachstums erzählt. Damals war der Kirschbaum im Garten seiner Großeltern der schönste im ganzen Viertel. Jedes Jahr wurde er, gehegt und gepflegt von den Großeltern, ein wenig größer und trug die schönsten Kirschen. Auch der Filmemacher wuchs in dieser Zeit noch ebenso wie die Weltbevölkerung und das Bruttoinlandsprodukt. Es schien ewig so weiterzugehen. Erst als ein bösartiger Tumor in seiner Großmutter zu wachsen beginnt, kommen Zweifel.Größer, höher, weiter: Mit Wachstum verbinden sich zunächst positive Assoziationen. Erst bei näherer Betrachtung wird klar, dass der Begriff in seinen vielfältigen Bedeutungen auch negative Aspekte beinhaltet und dass er neben Fortschritt auch Zerstörung bedeuten kann. Zwar hatte der Club of Rome seinen Bericht über „Die Grenzen des Wachstums“ bereits 1972 veröffentlicht, doch in der Epoche der 1980er und 1990er Jahre, die der Filmemacher beleuchtet, war die Utopie des unbegrenzten Wachstums gesellschaftlich noch weit verbreitet. Gerade aus der kindlichen Sicht, die Florian Heinzen-Ziob in seinem Film einnimmt, erscheint Wachstum selbstverständlich und erstrebenswert, und der Blick auf die Welt ist subjektiv, neugierig und unverbraucht. Genau so nähert sich der Filmemacher seinem Thema, indem er die persönliche Entwicklung mit weltgeschichtlichen Betrachtungen verbindet. Der Ton scheint kindlich naiv, birgt aber in seinen assoziativen Überlegungen einen hohen Erkenntnisgrad. Immer wieder dient der Kirschbaum im Garten der Großeltern als Sinnbild der Entwicklung, wenn gezeigt wird, dass die schönsten Kirschen von Würmern zerfressen sind oder der Baum schließlich zu mächtig wird, um von den alten Leuten gepflegt zu werden.
Biografische Eckpunkte bestimmen den Zeitraum seiner filmischen Reflexion von den ersten bewussten Erinnerungen, verbunden mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986, über den Fall der Mauer 1989 bis zum Tod der Großmutter im Jahr 1999, der den Verlust der kindlichen Unschuld markiert und die filmische Biografie im Alter von 16 Jahren enden lässt. Eingestreut sind mannigfaltige Illustrationen und Überlegungen zu weltgeschichtlichen Entwicklungen, gesellschaftlichen Ereignissen und popkulturellen Phänomenen, die verschiedene Aspekte des Begriffs Wachstum ausspielen und reflektieren.
Dafür nutzt Florian Heinzen-Ziob private Fotos, Zeitungsausschnitte und liebevoll gezeichnete Bilder, die er mit unterschiedlichen Techniken einfallsreich animiert. Durch die Wahl der verschiedenen Materialien und Methoden kreiert er eine abwechslungsreiche Bildsprache, die so vielgestaltig ist wie der Begriff, den er untersucht. WACHSTUM ist ein ebenso unterhaltsamer wie erkenntnisreicher Film, der zu weiteren Reflexionen und Gesprächen Anlass gibt.