Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Kurz und klar erzählt der Film von Richard Böhringer über Verhältnisse in Indien, die mit Maßstäben der europäischen Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der freiheitlichen Grundordnung schwer zu verstehen bzw. nicht zu tolerieren sind. Die Verstrickungen eines Dienstmädchens und die Entscheidung eines jungen Polizisten, sich wie seine Kollegen der Korruption zu bedienen, werden in wenigen Minuten auf eindringliche Weise erzählt. Dabei bleibt natürlich kaum Zeit, um die Figuren vollständig einzuführen. Doch knappe Dialoge, Telefonate, Blicke, Gesten verhelfen zur Empathie. Unversehens ist man hineingelangt in das kleine Drama, das sich im indischen Alltag abspielt. Auf moralische Appelle und Belehrungen wird verzichtet. Der Film beschränkt sich in gewisser Hinsicht auf Lakonie – und man neigt dazu, die Formel anzuführen, dass tatsächlich in der Kürze die Würze liegt. Doch auch andere Komponenten sind nach Ansicht der Mehrheit der Jury qualitativ hochwertig. Das betrifft das glaubwürdige Agieren der Darsteller, die dynamische Kameraführung und die Musik, die die Handlung gut unterstützt. Dem Film wurde daher ein besonderer Wert beigemessen und die FBW-Jury verlieh das Prädikat „besonders wertvoll“.