Unter dem Vulkan

1984
Filmplakat: Unter dem Vulkan

Kurzbeschreibung

Die letzten Lebensstunden eines von Alkoholexzessen gekennzeichneten, ehemaligen britischen Botschafters in Mexiko (1938) und die Wiederbegegnung mit seiner geschiedenen Frau.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:John Huston
Darsteller:Jacqueline Bisset; Anthony Anderson; Albert Finney; Katy Jurado
Drehbuch:Guy Gallo
Buchvorlage:Malcolm Lowry
Kamera:Gabriel Figueroa
Schnitt:Roberto Silvi
Musik:Alex North
Länge:112 Minuten
Produktion: Twentieth Century Fox of Germany GmbH
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat dem Film mit der nach Art. 8 Abs. 2 VV-FBW hinreichenden Mehrheit von 2:2 Stimmen das Prädikat „Wertvoll“ erteilt.

Maßgeblich dafür war: Der film zeigt den Menschen als ein Wesen, das in seinem Verhalten, in seinen Motiven, seinen Zielen und Absichten undurchschaubar, unergründlich, zwielichtig und vieldeutig bleibt. Dies wird an dem Trinker verdeutlicht, der seine Sensibilität im Alkohol erstickt und dadurch noch unberechenbarer wird, aber auch in der ihm zurückkehrenden Frau und dem mit beiden eng verbundenen jungen Mann.
Es wird aber auch an dem mexikanischen Einheimischen und den exotischen Ausländern exemplifiziert.

Im Mittelpunkt steht ein früherer englischer Diplomat, der in der mexikanischen Stadt sein Leben verbringt und schließlich elend aushaucht: Der Alkohol erst schenkt ihm jene Normalität, die ihm das Leben erträglich sein lässt.

Im Schauspielerischen, in der Auswahl der Darsteller, wie in ihrer Führung liegen die besonderen Qualitäten des Filmes, vor allem in Albert Finney, der dem Diplomaten Gestalt verleiht. Der übergangslose Bruch zwischen Nüchternheit und Alkoholisierung, die aus dem Trinken resultierende Klar- und Weitsichtigkeit, aber auch Unfähigkeit, die Kontrolle über sich und das Geschehen zu behalten, kommen nuancenreich und intensiv zur Darstellung. Ein weiterer Vorzug liegt in der Ausstattung, die von großer atmosphärischer Dichte ist, und in der Bildgestaltung, die allerdings das Fremdartig-Pittoreske gelegentlich über Gebühr betont.

Die zeitgeschichtlichen Verzahnungen des Geschehens mit dem U-Boot-Krieg 1917-1918, mit dem spanischen Bürgerkrieg 1936-1939 und dem Münchner („Friedens“-) Abkommen von 1938 vermögen nicht zu überzeugen. Desgleichen nicht das filmische Zitat eines (nicht existierenden) Peter-Lorre-Films mit dem Titel „Orlacs Hände“. Hier sind ausführlich und umständlich Zusammenhänge angesprochen bzw. behauptet, die der Thematik des Films fremd sind. Auch die Charakterisierung und Darstellung der beiden anderen Hauptgestallten erscheint dramatisch nicht schlüssig und ausreichend: sie sind neben der Gestalt des Diplomat zu stark Stichwortgeber bzw. Chargen.

Schließlich werden nicht nur die sozialen Verhältnisse Mexikos verniedlicht dargestellt, sondern es sind auch im Film Erwartungen dramaturgischer Art gesetzt, die nur begrenzt eingelöst werden: Der Vulkan als indianisches Symbol für Leben und Tod wird zwar durch die Aufnahme des Popocatepetl immer wieder vor Augen geführt, bleibt aber der Thematik fremd; die Briefe der Frau, mit denen großen Erwartungen verknüpft werden, erweisen sich, nachdem sie aufgefunden sind, dramaturgisch als nebensächlich; auch die in einer Nebenrolle angesprochene Nazi-Organisation bleibt Versatzstück.