Tropical Malady

Kinostart: 27.10.05
2004

FBW-Pressetext

Mit den Augen sehen, aber mit dem Herzen verstehen müsse man seinen Film, meint sein Regisseur A. Weerasethakul. Unter dem Vorsitz von Quentin Tarrantino erhielt der jedes Genre sprengende erste thailändische Film, der je am Wettbewerb in Cannes teilnahm, den Preis der Jury. Quer durch die ganze Welt zieht sich die Spur der Festivalpreise, Auszeichnungen und Anerkennungen für dieses äußerst ungewöhnliche Filmerlebnis, das nun auch als DVD vorliegt. Von der kleinen, feinen und mutigen deutschen Produktionsfirma TMF (Thoke + Moebius Film) mitproduziert, ist „Tropical Malady“ ein einzigartiges Seh-Erlebnis, eine Tauchfahrt in den Seelendschungel, atemberaubend intensiv und in manchen Szenen überirdisch schön. Manchem westlichen Auge mag das befremdlich sein, aber es gibt viele Stimmen, die diesen Film zu den besten des Lebens zählen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Fantasy; Romanze
Regie:Apichatpong Weerasethakul
Darsteller:Banlop Lomnoi; Sakda Kaewuadee
Drehbuch:Apichatpong Weerasethakul
Länge:114 Minuten
Kinostart:27.10.2005
Verleih:Salzgeber
Produktion: Christoph Thoke, Christoph, Mogador Film, Mogador Film
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Auch mit dem Herzen verstehen müsse man den Film, meint der Filmautor Apichatpong Weerasethakul. Er gilt als einer der brillantesten Regisseure der Welt. Und wagemutig und verdienstvoll muss man auch die deutsche Produktionsfirma TMF (Thoke + Moebius Film) nennen, die diesen äußerst ungewöhnlichen Film mit ermöglicht hat. Solche kleinen, feinen, international und vorurteilsfrei agierenden Produktionsfirmen sind das Salz in der Suppe der Weltfilmkunst.
Jenseits von Mainstream und Renditedruck ist hier ein Film entstanden, der in seiner zweiten Hälfte zu Kino pur wird, atemberaubend intensiv, von dunkelster Nacht und teilweise überirdischer Schönheit, den Herzschlag beschleunigend. Eine Film-Erfahrung mit metaphysischer Ebene, die ihresgleichen sucht.

Langsam kommen sie sich näher, der Soldat Keng aus der Großstadt, und Tong, der auf dem Land lebt und keine Arbeit hat. Sie verbringen ihre freie Zeit miteinander, so oft es nur geht, bis Tong eines Tages spurlos verschwindet. Hier macht die Geschichte einen großen Sprung und erzählt wird die Khmer-Sage eines alten Schamanen, der sich in einen Tiger verwandelt und die Menschen als mystische Bestie heimsucht.
Ohne Frage, der Film lässt sich über unsere westlich geprägten Mechanismen der Filmrezeption nur unvollvollkommen lesen, insbesondere der zweite Teil will sich mit herkömmlichen Entschlüsselungsversuchen nicht hinreichend erschließen lassen. So fordert der Film vom Zuschauer eine große Öffnung gegenüber einer mystischen Welt, die sich außerhalb unserer traditionellen Erzählweisen bewegt. Das Unbewusste wird hier sozusagen externalisiert, ist wildester Urwald - Seelendschungel.
Aber nicht nur inhaltlich, auch formell fordert der Film viel vom Rezipienten. Statt mit einem musikalischen Hintergrundscore arbeitet der Regisseur mit einem atmosphärischen Klangteppich, unterlegt zum Beispiel die Dschungelszenen mit einer Kakophonie, die den Lärmpegel der Großstadt widerspiegelt und nichts mit der gewohnten Dschungelromantik aus rauschendem Blätterwald und zwitschernden Vögeln zu tun hat.

Dieser fremden Ästhetik muss man sich auszusetzen vermögen, sich das eigene Unvermögen zur sicheren Entschlüsselung eingestehen, um die außergewöhnliche Kraft dieses ungewöhnlichen und poetischen Filmes ermessen zu können.

Die Transzendenz, die Geschichte und Bildsprache innehaben, klingt im Betrachter lange nach, ohne dass man direkt benennen könnte, was diese Faszination auslöst. Denn der Film drückt aus, was man in Worte nicht zu fassen vermag.