Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In THE CIRCLE wird eine Entwicklung der US-amerikanischen Gesellschaft weitergedacht, bei der sowohl die finanzielle wie auch die politische Macht immer mehr auf Firmen übergeht, die digitale Dienstleistungen anbieten und damit global eine Kundschaft generieren, die in die Milliarden geht. In der Dystopie, die in einer nur ein paar Jahre entfernten Zukunft angesiedelt ist, wird die Privatsphäre der Kunden durch neue Technologien, die die Firma „The Circle“ (die an Apple, Google und Facebook erinnert) entwickelt und sehr effektiv einsetzt, immer mehr untergraben. Die Protagonistin Mae Holland ist eine begeisterungsfähige junge Frau, die von der Firma eingestellt wird, und dort schnell in der Hierarchie aufsteigt, weil sie dazu bereit ist, ihr Privatleben öffentlich zu machen. Welche Konsequenzen dies für ihre Eltern und einen Jugendfreund hat, die durch diese Aktionen auch vor die Augen von Millionen gezehrt werden, wird im Laufe des Films klar. Man merkt THE CIRCLE an, dass er auf einer starken literarischen Vorlage basiert. Es entsteht ein mächtiger dramatischer Sog, auch wenn viele Episoden vielleicht ein wenig zu hektisch durchgespielt werden. Emma Watson spielt Mae Holland als eine zugleich intelligente und etwas naive Heldin, die aus den besten Intentionen zerstörerischer handelt. Tom Hanks ist einer der Leiter der Firma und kann in einer Sequenz bei einer Werbepräsentation sehr effektiv seinen Charme und sein Charisma ausspielen. Der Film stellt Fragen, die heute wichtig sind. Etwa jene, ob es möglich ist, dass das Gute in all seiner Transparenz totalitär wird? James Ponsoldt erzählt hier intelligent und hält eine feine Balance zwischen den Thrillerelementen und der genau durchdachten Vision von einer zukünftigen Welt, in der alle Alles sehen und wissen können.