Telefon Santrali
Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm; Fiktion |
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Regie: | Sarah Drath |
Darsteller: | Nagehan Uskan; Özgür Kalender |
Drehbuch: | Sarah Drath |
Kamera: | Samuel Parkes Heinrichs |
Schnitt: | Sarah Drath |
Musik: | Mario Schöning |
Länge: | 7 Minuten |
Produktion: | Sarah Drath |
Förderer: | Hochschule für bildende Künste, Hamburg |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat das Prädikat wertvoll bestätigt.Ein kubischer Raum mit großem Fenster, einige Topfpflanzen, eine Sitzgruppe, ein hölzerner Schreibtisch mit einem Holzkasten darauf, davor eine Frau im Bürostuhl. Sarah Draths kurzer Film erinnerte die Jury an eine kafkaeske Installation. Nach und nach treffen scheinbar einige Anrufe ein, Mustafa Kemal möchte mit Mustafa Ismet verbunden werden, die Teilnehmer sprechen türkisch, die Frau am Schreibtisch gibt vor zu vermitteln.
TELEFON SANTRALI hält sich bewusst im Fiktiven. Die Zeit scheint in den Mauern dieser Vermittlung sehr langsam zu verstreichen. Vögel zwitschern im akustischen Hintergrund. Viel zu tun, hat die Frau am Schreibtisch nicht. Die Jury nimmt dies als Indiz für eine vergangene Zeit, auch wenn die Frau am Schreibtisch schlicht-modern gekleidet ist.
Sarah Drath hat die Bilder ihres Kurzfilms bewusst minimalistisch komponiert. Wenige Schnitte, lange Einstellungen und der Verzicht auf einen Score zwingen den Zuschauer zum Verweilen. Eine Kunst, die nicht jeder Film beherrscht.
Obwohl der Jury die Funktion einer Telefonzentrale als Schnittstelle zwischen in- und extern und im übertragenen Sinne des Films, zwischen früher und jetzt bzw. Fort- und Rückschritt bewusst war, fühlte sie sich irritiert von der Dramaturgie.
Nach Ansicht der Jury muss ein Film auch ohne Erläuterungen funktionieren. TELEFON SANTRALI aber bot ihr keinen Schlüssel um sich das Gezeigte zufriedenstellend zu erarbeiten, Informationen zu dekodieren und Bezüge schaffen zu können. Ohne umfassendes Vorwissen zur türkischen Geschichte konnte sie nur ahnen, welche Epoche TELEFON SANTRALI ansprechen möchte und dementsprechend konnte die Jury auch die Verbindung zur modernen Türkei nicht herleiten.
Wenig hilfreich hierbei war sicherlich auch das unglaubwürdig-statische Spiel der Darstellerin, das das Kryptische des Films unterstützt.
Sicherlich wurde TELEFON SANTRALI mit hohem Anspruch gemacht. Diesen Anspruch kann die Jury in der filmischen Umsetzung nicht erkennen. Wie sich in der lebhaften Diskussion gezeigt hat, lässt der Film, für sich genommen, eine Vielzahl von Interpretationen zu. Eine solche Unbestimmtheit aber kann, nach Ansicht der Jury, nicht die Absicht des Films sein. Vor diesem Hintergrund hat die Jury sich nach ausgiebiger Diskussion entschieden, das Prädikat wertvoll zu bestätigen.