Tarot

Kinostart: 11.09.86
1985

Kurzbeschreibung

Eduard und Charlotte hoffen, auf dem Lande ihre Liebe auffrischen zu können.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Rudolf Thome
Darsteller:Rüdiger Vogler; Hanns Zischler; Katharina Böhm; Vera Tschechowa
Drehbuch:Max Zihlmann
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:115 Minuten
Kinostart:11.09.1986
Verleih:Kinowelt
Produktion: Moana-Film GmbH Rudolf Thome, Anthea Filmgesellschaft; ZDF;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

„Der Puls muss schneller schlagen. Und wenn man aus dem Kino kommt, muss man eleganter und selbstsicherer durch die Straßen gehen als vorher.“ - Diesen Wunsch hat Rudolf Thome sich selbst und seinem Publikum bereits 1986 mit seinem Film Tarot erfüllt. Heute, nach mehr als 20 Jahren, hat Tarot nichts an Aktualität eingebüßt - im Gegenteil. Es ist „wieder ein Teil untergehender Zeit für die Zukunft in treuer, ausführlicher Darstellung aufgespeichert worden“. So schrieb einst Achim von Armin über Wolfgang von Goethes Roman Wahlverwandtschaften (1809). Und so sollte man auch den Mitte der 1980er Jahre entstandenen Film Tarot sehen: Es ist eine ausgezeichnete, hochaktuelle Lesart von Goethes Wahlverwandtschaften, die gleichzeitig dem heutigen Zuschauer ein Sittengemälde der 1980er Jahre bietet, das verbunden mit den Erfahrungen der heutigen Lebenswelt erstaunliche Erlebnisse und Erkenntnisse liefert. Dieses gelingt, weil Thome in seinem Film immer wieder Lücken lässt, die der Zuschauer mit seiner Phantasie und seinen Gefühlen füllt.

Die Schauspielerin Charlotte, ihr Bald-Ehemann Eduard, ihre Nichte Ottilie und Eduards Freund Otto finden sich in einem wunderschönen Landhaus am Fluss, um ihre unterschiedlichsten Lebenssituationen zu meistern. Sie streben einem alle einbeziehenden Konflikt entgegen und versuchen gleichzeitig, ihm zu entrinnen. Träume entstehen und zerrinnen. Liebe und Tod sind die Begleiter.

Dank der ausgezeichneten Darsteller, einem stimmigen Soundtrack und einer behutsamen Kamera wird die Hektik der Außenwelt nur mittelbar spürbar, so dass sich die Geschehnisse wie ein Schicksal um die Personen ranken und mit einer geradezu unverschämten Selbstverständlichkeit daherkommen.

In regelmäßiger Wiederkehr erscheint das Bild des fließenden Wassers vor dem Haus und Otto liest zum x-ten Mal Honoré de Balzacs Verlorene Illusionen. Bilder, die den Zuschauer immer wieder auffordern, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Bilder, die nach einem hervorragenden Drehbuch auf eine Weise in Szene gesetzt wurden, die für jeden Deutschlehrer Goethes Wahlverwandtschaften noch nach 200 Jahren zum Bestseller werden lassen könnten.

Das, was Tarot von Rudolf Thome jedoch so besonders wertvoll macht, ist, dass jede Einzelheit und die ganze Welt in seinen Bildern ist. Es muss nichts erklärt werden; es ist alles zu sehen.