Sterben nicht vorgesehen

Kurzbeschreibung

Nachdem du gestorben bist habe ich manchmal alte Männer in Straßen beobachtet. Solche, die sich einfach treiben lassen, ihre Zeit verschwenden und nicht immer irgendwo hinrennen. Hattest du Angst vor dieser Einsamkeit? Angst davor, mit dir allein zu sein? Vielleicht habe ich mir vorgestellt, dass du jetzt mit dir alleine bist.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm; Essayfilm
Regie:Matthias Stoll
Drehbuch:Matthias Stoll
Kamera:Matthias Stoll
Schnitt:Ivan Morales Jr.
Musik:Matthias Schriefl
Länge:25 Minuten
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln; German Films

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In diesem Film ist deutlich zu spüren, dass Matthias Stoll seine persönliche Geschichte verarbeitet.
Die Familie des Filmemachers lebt in Singen, dem Ort mit den drei Werken, die die Arbeitgeber in dieser Stadt sind. Auch sein Vater arbeitet hier und engagiert sich, solange er kann, mit mehr als hundert Prozent. Nach Feierabend erfüllt er sich mit gleicher Intensität den Traum eines eigenen Hauses für die Familie. Hier gelingt den drei für die Animation im Film Zuständigen immer wieder wirklich Gutes. Sehr wirkungsvoll ist auch die Begleitung von Fotos durch Töne und Geräusche, die diese Bilder lebendig werden lassen. Nicht ganz so überzeugend erfolgte die Einbindung der Amateuraufnahmen aus dem Familienleben. Die Jury diskutierte auch die Frage nach Sinn und Funktion der Sequenz um den Mann, der als Nachbar erst das Verbotsschild gegen Verschmutzung aufstellt und sich dann noch das Leben nimmt. Es wurde sehr viel und unterschiedliches Material eingebracht, aber zum Teil auch gedehnt. Die großen Schwarz-Weiß-Aufnahmen am Ende, die lange Kamerafahrt mit dem Blick aus dem Zug, der tropische Regen im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters bilden interessante Elemente, lassen Absichten ahnen, wirken aber auch unverbunden, gereiht. Braucht ein Essayfilm nicht auch eine Struktur?
Dieser sehr persönliche und berührende Film geht einer Lebenseinstellung nach, die zutiefst menschlich ist. In unserer immer älter werdenden Gesellschaft ist zu zeitig sterben nicht vorgesehen, individuell nicht eingeplant. Was bedeutet es für den oder die, die es selbst betrifft? Was löst es bei den Nahestehenden aus? Dass Matthias Stoll diesen Fragen filmisch mit der Suche nach sich und seinem Vater nachgeht ist sehr anerkennenswert.