STAMPEDE - Eine gestempelte Geschichte vom Zirkus

Filmplakat: STAMPEDE - Eine gestempelte Geschichte vom Zirkus

Kurzbeschreibung

Ausschließlich mit gestempelten Bildern erzählt der Film vom chaotischen Verlauf einer Zirkusgala.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Franz Winzentsen; Tobias Sandberger
Drehbuch:Franz Winzentsen; Tobias Sandberger
Kamera:Franz Winzentsen; Tobias Sandberger
Schnitt:Jörn Staeger
Musik:Hannah Winzentsen
Länge:7 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Franz Winzentsen , Phitzphilm Tobias Sandberger;
Förderer:FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Animierte Stempelbilder entführen in die Welt des Zirkus’, wo eine Galavorstellung völlig aus dem Ruder gerät. Der Erzähler, der seinem Hausschwein einige Kunststücke beigebracht und es an den Zirkus veräußert hatte, wird staunender Zeuge des Untergangs.

Der erfahrene Experimental- und Animationsfilmer Franz Winzentsen und der Künstler und Filmemacher Tobias Sandberger nehmen sich mit ihrer Stempelanimation eines Paradoxons an: Dient der Stempel dem Zweck, Zeichen oder Bilder in identischer Form zu reproduzieren, so lebt die Animation von der Bewegung und Veränderung. Als Ausgangspunkt für den Film dienen gestempelte Tierbilder, die durch verschiedene Variationen im Druck manipuliert werden. Fette oder magere Drucke, versetzte oder verwischte Drucke, Farbdrucke oder Mehrfachdrucke etc. werden als Einzelbilder aufgenommen und als Phasen der Animation benutzt, wodurch unterschiedliche Formvarianten und erstaunliche Effekte entstehen. Und was eignet sich schließlich besser als Stempel, um von einer Stampede zu erzählen?

Die Stempelbilder an sich sind einfach, aber liebevoll gestaltet, erleben aber durch die verschiedenen Manipulationen und unterschiedlichen Farbgebungen erstaunliche Modifikationen. Dadurch wirkt die Animation einerseits ganz minimalistisch, andererseits sehr spielerisch und originell. Sie erinnert an die Reihenbilder von Zoetropen, und der Betrachter fühlt sich in die Anfänge der Kinematografie zurückversetzt, wozu das Zirkusambiente vorzüglich passt.

Die Geschichte beginnt sehr einfach, indem der Erzähler seine Haustiere vorstellt die als Stempelbilder klar zu erkennen und zu unterscheiden sind. Dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, geht in den Zirkus über, in dem mehr Tiere, mehr Variationen, mehr Farben und mehr Musik zur Geltung kommen, bis die Dynamik der Stampede alle Formen erfasst und im wahrsten Sinne entfacht, so dass der Zirkus am Ende aussieht, als sei er in Flammen aufgegangen. Das wird auf der Tonebene begleitet von der ruhigen Stimme des Erzählers, die an Alexander Kluge erinnert und das Geschehen ironisch bricht. Dadurch entsteht ein quasi brechtscher Verfremdungseffekt.

So ist „Stampede“ eine handwerklich gut und geistreich gestaltete Animation, deren Geschichte sich einige Jurymitglieder allerdings noch ein wenig stärker gewünscht hätten.