Filmplakat: Screen

FBW-Pressetext

Es ist ein Tanz der Elemente. Feuer, Wasser, Erde und Luft. Alles ist in Bewegung, alles steuert auf etwas zu. Mal langsam, mal schnell. Immer aber in einem ganz eigenen Rhythmus. Und dazu die Stimme, die leise und beruhigend spricht. Sie fordert uns auf, die Augen zu öffnen und zu schließen. Sie bittet uns, sich ihr anzuvertrauen. Und mit jedem Wimpernschlag wird die Entspannung größer. Und am Ende der Treppe, die wir langsam heruntergehen, erwartet uns eine Tür. Eine Tür, die wir öffnen in 3, 2, 1 …… In ihrem neuen Found-Footage-Experimentalfilm spielen Christoph Girardet und Matthias Müller mit den bekannten Bildern und Eindrücken der Hypnose. Auf der auditiven Ebene die bekannten und fast schon ikonographischen Sätze einer Therapiesitzung. Auf der visuellen Ebene ein Spiel mit Formen und Bewegungen. Die filmische Abfolge folgt einem sehr genau festgesetzten Rhythmus, bei dem jedes Bild, jede Montage, jede Bild-/Tonschere eine Funktion erfüllt. Und dennoch ist SCREEN auch ein hochsinnliches Erlebnis, bei dem man als Zuschauer nicht anders kann, als ihm fast tranceartig zu verfallen. Ein ungemein suggestiver und filmisch hochraffinierter Experimentalfilm, dessen verführerischem Sog man sich nicht entziehen kann.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Christoph Girardet; Matthias Müller
Drehbuch:Christoph Girardet; Matthias Müller
Schnitt:Matthias Müller; Christoph Girardet
Musik:Christoph Girardet; Matthias Müller
Länge:17 Minuten
Produktion: Christoph Girardet & Matthias Müller
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist ein geschickter Schachzug, mit dem das Regieduo Girardet/Müller sein Publikum zu fesseln weiß. Eine Bildcollage aus rieselndem Sand, Bildrauschen und Sequenzen aus Spielfilmen der vergangenen Jahrzehnte unterlegen sie mit akustischen Filmausschnitten, die Hypnosesitzungen verhandeln. Ein filmischer Zauber, dem sich der Betrachter nur schwerlich entziehen kann.

Dass die Regisseure Christoph Girardet und Matthias Müller eine große Leidenschaft für „the big screen“ haben, für die große Leinwand also, ist SCREEN in jeder Zehntelsekunde anzumerken. Der experimentelle Kurzfilm arrangiert Schwarz-Weiß-Found-Footage aus französischen und amerikanischen Spielfilmen und ergänzt sie durch dokumentierende Bilder, wie dem Bildrauschen analoger Fernseher oder Aufnahmen versickernden Sandes. Aus dieser filmischen Assemblage entsteht eine Aussage über das Verhältnis von Zuschauer und Film.

Mit seinen sorgfältig ausgewählten, zeitlich exakt getakteten Sequenzen ist SCREEN eine Parabel für das Verhältnis von Hypnose und Suggestion zum Zauber des Medium Films. Ein Stück Filmkunst, dem sich die Jury nicht entziehen wollte. Hin- und hergerissen zwischen den Möglichkeiten, dem Film distanziert zu folgen oder aber den Anweisungen der Off-Stimme zu gehorchen, war es auch für die Jury eine kleine Herausforderung, über das Gesehene sachlich zu urteilen. Letztlich aber hat die Diskussion gezeigt, dass beides möglich und sogar notwendig ist. Ohne dem Zauber von SCREEN, zumindest ein Stück weit, zu erliegen, scheint es ihr nicht möglich, offen über den Film zu diskutieren.

Der Film fordert auf zu synthetisieren, das Gesehene mit dem Eigenen zu verbinden, das Kopfkino zu nutzen, um sich mit der Leinwand zu vereinen. Beinahe spielerisch nutzt SCREEN synchrone und asynchrone Elemente. Der Off-Ton fordert dazu auf, die Augen zu schließen, wenn auf der Leinwand Bilder zu sehen sind, aber auch dazu, die Augen in Momenten filmischer Dunkelheit zu öffnen. Girardet und Müller lassen den Kinoraum zur Leinwand werden und die Leinwand zum Raum. Das ist ganz großes Kino.