Ruthless May Fotografin

Filmplakat: Ruthless May Fotografin

FBW-Pressetext

Sie war radikal, entschlossen, mutig und einzigartig: Ruth Maria Lessberger, die von allen, einschließlich sich selbst, nur Ruthless May genannt wurde. Als sie Streit mit einem Galeristen hatte, soll sie ihn angeblich erschossen haben. Aber das ist nur Gerede, nachweisen konnte man es ihr nie. Egal, er hatte es verdient, so ein guter Freund. Die Bilder von Ruthless May waren einzigartig in ihrer Radikalität. Tierkadaver hatten es ihr besonders angetan, als Memento Mori für die eigene Vergänglichkeit. Eines Tages verschwand Ruthless May und ließ alles zurück. Bis heute weiß keiner, wo sie ist. Für ihren neuen Experimentalfilm hat sich Gabriele Schwark das Porträt einer Künstlerin ausgesucht. Ob es die legendäre Ruthless May jedoch wirklich gegeben hat, sei dahingestellt. Der Faszination des Films tut diese Frage keinen Abbruch. Aus dem Off kommentieren Weggefährten, Kollegen, Freunde das Leben einer extravaganten Künstlerin, während man sie selbst bei ihrer Arbeit beobachtet. Die Fotos, die dabei entstehen und die immer wieder zwischenmontiert werden, sind faszinierend und demonstrieren die Radikalität einer Künstlerin, die nicht durch ihr Wesen, aber durch ihre Kunst wirken kann. Die Kommentare sind lakonisch eingestreut, in ihren Details aber oftmals herrlich verspielt und mit satter Ironie gespickt. Gabriele Schwark lässt offen, ob Ruthless May je existierte. Aber ihr kraftvoller und herrlich ironischer Film lässt den Wunsch danach laut werden.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Gabriele Schwark
Darsteller:Gabriele Schwark
Drehbuch:Gabriele Schwark; Ingrid Mylo
Kamera:Gabriele Schwark; Fritz Barthel
Schnitt:Gabriele Schwark
Musik:Loisor Broges
Länge:6 Minuten
Produktion: Gabriele Schwark
Förderer:FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Warum verschwand „Ruthless May“ und gab es sie wirklich? Die Jury konnte nach Sichtung des Films diese Fragen selbstverständlich nicht beantworten, liebäugelte aber mit der Überzeugung, dass die Geschichte um eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin ein herrliches „Fake“ ist. Da spaziert Ruthless May mit einer Plattenkamera durch Wiesen und Felder, da werden ihr eine Fülle von wirklich außergewöhnlichen Bildern zugesprochen, die wir genussvoll zu sehen bekommen. Dazu ein kurzweiliger, ironischer Text im Off, der nicht nur die Bilder und ihr besonderes Leben beschreibt, sondern auch die Kunstszene liebevoll karikiert. Da wird sie als farbenblind vorgestellt mit ihrer gleichzeitig höchsten fotografischen Kunstfertigkeit beim Erstellen von Schwarzweiß-Fotos, zu sehen ist aber nur die Farbenpracht ihrer besonderen Bilder und Kollagen.

Inhaltlich, dramaturgisch und formal bezüglich Kamera und Montage ist dies ein lebendiger Film über eine Kunstfigur oder seltene Persönlichkeit, die die Jury zu gerne ins Licht der Realität stellen würde.