Rufmord - Jenseits der Moral

Kinostart: 13.06.02
2000
Filmplakat: Rufmord - Jenseits der Moral

FBW-Pressetext

Schlammschlacht um die Wahl des amerikanischen Vizepräsidenten. Hochkarätiger, intelligenter und zugleich spannender Politthriller über die Mechanismen der Macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller
Regie:Rod Lurie
Darsteller:Gary Oldman; Jeff Bridges; Joan Allen
Drehbuch:Rod Lurie
Länge:126 Minuten
Kinostart:13.06.2002
Verleih:Helkon Filmverleih
Produktion: Battleground Productions / SE8 Group, Cinecontender Internationale Filmproduktionsgesellschaft GmbH & Co Beteiligungs KG;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

“Für unsere Töchter” lautet die Widmung im Abspann, und in der Tat läßt sich der intelligent konstruierte Film auch als filmischer Beitrag dazu verstehen, endlich einer Frau den Weg zum (immerhin) Vizepräsidentenamt der Vereinigten Staaten von Amerika zu ebnen. Wie ein Minensuchtrupp mögen sich Autor und Regisseur vorgekommen sein, nehmen sie es in ihrer raffiniert entwickelten Geschichte doch mit allen nur denkbaren Einwänden und Widerständen gegen einen solchen Frauen-Fortschritt auf und brechen frauenfeindlicher Politik die Spitze. Geradezu vorbildhaft für Drehbuch- und Dramaturgieseminare entwickelt sich der Konflikt, werden die Bälle in der Luft gehalten und gibt es am Ende noch eine faustdicke Überraschung.

Das alles ist exzellent fotografiert, ökonomisch und ohne Längen oder Fransen inszeniert, präzise und abgezirkelt im Timing, schlagfertig, witzig und zupackend in den Dialogen, hervorragend geschnitten und von ausgesuchter Musik unterstützt. Ausstattung und Milieus wirken absolut authentisch, und hier geht es immerhin um den innersten Zirkel der Macht in Washington.

Keine Schwäche nirgends in diesem Film, der bei keiner Bosheit mit der Wimper zuckt und als Märchen über die Demokratie, als Plädoyer gegen den Schnüffelstaat, als bissige Satire über den amerikanischen Politikstil, als Lehrstück über die Mechanismen der Macht oder einfach als beste Kinounterhaltung verstanden und goutiert werden kann.

Ungewöhnlich ist, daß der Film seine immense Spannung aus einer moralischen Fragestellung bezieht, und daß er mit seinen Figuren und Konflikten durchgängig glaubwürdig bleibt. Zu verdanken ist das alles auch darstellerischen Glanzleistungen, von denen erwähnt sei: Jeff Bridges als jovialer und robuster Präsident der USA, Joan Allen als Senatorin mit dem Zeug zur Vizepräsidentin, Gary Oldman als skrupelloser Oppostionspolitiker, Christian Slater als junger und opportunistischen Kongreßabgeordneter oder Sam Elliott als aalglatter und zynischer Präsidentenberater. Sie alle agieren in einer Welt, in der man “nicht inhaliert”, “nicht schuldig, aber verantwortlich” ist und wo man seinem eben erledigten Gegner auf die Schulter klopft und sagt: “Sie kommen doch trotzdem mit zum Bankett!”