Radio Days

1987
Filmplakat: Radio Days

Kurzbeschreibung

Aus nur lose miteinander verbundenen Erzählsträngen bestehende, autobiografisch eingefärbte Familiengeschichte (1939-1945), eine Hommage an das Geschichte machende, gute alte "Dampfradio".
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das gute, alte Radio nimmt Woody Allen als Drehbuchautor und Regisseur, nicht jedoch als Schauspieler, zum Anlaß, in einer locker aus Episoden gefügten Handlung Menschenschicksale Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre vorzuführen. Das amerikanische Kleinbürgertum mit seinen Sorgen und seinen Träumen ist der Hauptdarsteller des Films, der mit behutsamen Witz und zarter Ironie, aber auch mit großer Wahrheitsliebe die Wirklichkeit meisterlich rekonstruiert.

Auch die kontrastierende Welt der zu Erfolg und Ruhm gelangten Großen des Showgeschäfts wird, wenn auch sichtlch amüsiert, aber doch mit Respekt, dargestellt. Die Wirkung des Films beruht zu einem wesentlichen Teil darauf, daß das Medium des Hörens - das Radio - als Thema des visuellen Mediums - des Films - gewählt wurde. Dementsprechend ergeben sich immer wieder neue Situationen, die den Gegensatz auskosten zwischen denen, die daheim in der Familie genüßlich und hingebungsvoll der Schlagermusik aus dem Radio (und anderen populären Sendungen) lauschen, und denen, die sie kaltschnäuzig in den Studios fabrizieren.

Eine besondere Stärke des Films ist seine Fähigkeit, Stimmungen zu erzeugen. Am eindrucksvollsten gelingt das in der Sequenz mit dem verschütteten kleinen Mädchen. Durch ganz einfache Mittel (wegnahme des Tons, allmähliches Ausblenden und das Ins-Bild-Rücken der Reaktionen der Bevölkerung auf die Todesnachricht) wird tiefe Betroffenheit ausgelöst. Die Durchzeichnung der Charaktere und deren schauspielerische Umsetzung zeugen von dem gleichen hohen Niveau, das auch die milieugerechte, sorgfältige Ausstattung und die Arbeit der Farb-Kamera auszeichnet, die nostalgisch braune Töne bevorzugt.