FBW-Pressetext

Als sich zwei Schäfer zufällig auf einer Weide begegnen, dauert es nicht lange und schon ist das Unglück geschehen: Ihre beiden Herden sind vertauscht. Verzweifelt versuchen die Männer ihre Schafe wieder voneinander zu trennen, doch die haben darauf gar keine Lust. Egal ob Mauer oder Zaun, immer wieder findet das sture Vieh einen Weg, die Hindernisse zu überwinden. Und das ohne Rücksicht auf Verluste. So muss schon bald das erste Schaf bei seinem Fluchtversuch sein Leben lassen. Gottfried Mentors animierter Kurzfilm kommt wie der Wolf im Schafspelz im Gewand eines Kinderfilms daher. Mit viel schwarzem Humor, kreativen Wendungen und temporeicher Musik spielt der Film mit der Erwartungshaltung seiner Zuschauer und macht aus der zunächst simplen Kindergeschichte eine blutige Kritik am Kapitalismus und seinen Folgen. OH SHEEP ist damit nicht nur äußerst unterhaltsames Animationskino, sondern transportiert auch auf bissige Weise eine zum Nachdenken anregende Botschaft. Denn Schafe sind auch nur Menschen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Tragikomödie; Kurzfilm
Regie:Gottfried Mentor
Drehbuch:Max Lang; Gottfried Mentor
Kamera:Gottfried Mentor
Schnitt:Gottfried Mentor
Musik:Matthias Klein
Webseite:;
Länge:6 Minuten
Verleih:Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Klänge griechischer Musik wie aus ALEXIS SORBAS begleiten eine enge Welt zweier schwarz gewandeter Schäfer. Scherenschnittartig, böse blickend und bildfüllend im Streit. Sie sind zornig. Ihre Schafe wollen nicht wie sie. Ein lustiger Animationsfilm deutet sich an. Ihre Schafe hüpfen auf und ab vor Freude, weil sie zusammen sind. Sie wollen zusammen bleiben und nicht getrennt werden. Die Schäfer wollen das schon. Sonst wissen sie nicht, wer zu wem gehört. Sie bauen einen gewaltigen Holzzaun. Die Schafe revoltieren und holen sich blutige Köpfe. Aber die trennenden Bretter sind durchbrochen. Sie sind wieder vereint und freuen sich im hüpfenden Rhythmus. Das geht nicht lange gut. Die Schäfer nehmen Stacheldraht als hohen Trennzaun. Daran geht ein weiteres Schaf zugrunde. Ein grausamer Tod. Die Schäfer bekommen Angst, wollen ihre Schafe nicht weiter in den Tod schicken. Eine weitere Idee ist geboren: Sie schwingen ihre Schafschurscheren. Ab jetzt beginnt jedoch erst recht eine Katastrophe. Mit grausamem Ende.

Ein Film nicht für Feiglinge und erst recht kein Kinderfilm. Eher ein Film für FREITAG DER 13.-Liebhaber. Hervorragend reduzierte Schäfer in einer kargen angedeuteten Landschaft. Mit einer schönen Grundidee und sehr gelungenen Einfällen in der zeichnerischen Umsetzung. Das Timing ist präzise und punktgenau, auch die Reduzierungen in der gefundenen Bildsprache und in der Entwicklung der kleinen Geschichte mit einem für den Berufserfolg der Schäfer bitteren Ende. Wenn man denn will, ein Beispiel für unsere Zukunft im Extremkapitalismus und dessen Folgen. Aber das wäre schon sehr weit ausgeholt in der Interpretation der kleinen überzeugenden Fabel.