Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Ein Kammerspiel am Baggersee. Eine Krebskranke entscheidet sich spontan, nicht mit ihrer Freundin zu der für sie organisierten Geburtstagsparty zu fahren, sondern stattdessen mit ihr einen kleinen Ausflug an einen Baggersee zu machen. Dort öffnet sie sich, zeigt ihre Wut, Angst und Verzweiflung. Dabei wird die Geschichte zum großen Teil in den Reaktionen der Freundin erzählt. Sie ist erschüttert davon, wie die Kranke abrupt in Ausbrüche von Euphorie oder Zorn verfällt. Der Ausflug ist für beide ein intensiver Moment der Nähe, in dem die eine sich mit ihrem Leid offenbart und darauf besteht, den Rest ihres Lebens selber zu bestimmen („ich will keine Pillen und Nadelstiche mehr“) während die andere begreift, wie intensiv ihre Freundschaft durch die Krankheit gefordert ist. Den Filmemachern gelingt es in Buch und Regie, intensive Momente zu schaffen, die von großer Intensität und Wahrhaftigkeit sind. Ein Beispiel dafür ist etwa das kurze Treffen mit dem Angler, der einen Aal fängt. So wie er für das Tier den natürlichen Kreislauf brutal unterbricht, zerstört der Krebs das Leben der Frau, die auf diese Erkenntnis mit großer Wut reagiert. Teresa Harder und Katharina Lehmann werden der großen Herausforderung ihrer schwierigen Rollen gerecht und spielen sehr einfühlsam und verletzlich. Und weil die beiden Frauen trotz alledem in ihrer Freundschaft so stark, offen und lebenshungrig wirken, ist NORDKAP alles andere als ein deprimierender Film geworden.