Mélo

1986

Kurzbeschreibung

Ein berühmter Solo-Violinist hat ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes, das tragisch endet.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Alain Resnais verfilmt ein Theaterstück der 20er Jahre. Er arbeitet die Guckkastenbühne wie das Pathetisch-Theatralische deutlich heraus, zeigt theatergemäß die Schauspieler mehr in großflächigen Bühnentableaus als in Großaufnahmen, bevorzugt die unrealistisch weiche Lichtzeichnung des Kammerspiels samt den meist flächigen Hintergründen und bewahrt in Ausstattung wie Kostüm weitgehend die historische Atmosphäre.

Aber gerade durch diese Distanzierung erreicht er eine Unmittelbarkeit des Geschehens, die einerseits durch die hervorragend ausgewählten und geführten Darsteller, andererseits durch ihre Dialoge intensiviert wird. Denn dieses Melodram (wie der französische Titel den Film kennzeichnet) lebt davon, dass die Gespräche wie die Handlungen die Labilität menschlicher Gefühle und die Unwahrhaftigkeit menschlicher Kommunikation entlarven. Beides allerdings entspringt der Menschlichkeit des Menschen, vermittelt Einsicht in seine Natur und vermag gerade in der distanzierenden Vermittlung historisierender Veranschaulichung deshalb den Betrachter anzusprechen.

In diesem Sinn ist die Geschlossenheit des Films bemerkenswert, der nicht nostalgisch missverstanden werden darf: seine inhaltlich-thematische Aktualität erschließt zeitgebundene frühere Darstellungsformen, die ihrerseits wieder die Enthüllung der Beziehungs-Labilität und scheinbaren Verlogenheit distanzierend vor Augen führen.