Maria am Wasser

Kinostart: 26.02.09
2006
Filmplakat: Maria am Wasser

FBW-Pressetext

In ein Dorf an der Elbe kehrt ein ertrunken geglaubter, verlorener Sohn zurück. Das bringt allerhand Lebenslügen an den Tag. Eine Geschichte mit allegorischer Kraft, ein Rückblick auf ein Land, das es nicht mehr gibt, und das dennoch unterschwellig die Gegenwart mit prägt. Der ungewöhnliche Film hat Sinn für dramatische Orte und Seelenlandschaften, große Gefühle. Das ist poetisch und skurril, ambitioniert und ein wenig aus der Zeit, eben deshalb interessant.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama
Regie:Thomas Wendrich
Darsteller:Marie Gruber; Alexander Beyer; Annika Blendl; Falk Rockstroh
Drehbuch:Thomas Wendrich
Länge:99 Minuten
Kinostart:26.02.2009
Produktion: Egoli Tossell Film GmbH, Egoli Tossell Film
FSK:12
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der wesentlichste Aspekt vorab: Ein für die gegenwärtige deutsche Filmszene noch immer bemerkenswerter, weil zu seltener Vorgang. Eine als wagemutig bekannte Filmproduktion – Egoli Toselli-Film – setzt auf ein ungewöhnliches Sujet und auf einen eigenwilligen Autor. Dieser „Fall“ verdient ein Ausrufezeichen, auch wenn am Ende nicht alle Erwartungen sich erfüllen, nicht alle Hoffnungen eingelöst werden.

„Mich interessieren Geschichten, die allegorische Kraft haben“, bekennt Thomas Wendrich (Jahrgang 1971). „Geheimnisse muss es geben.“

Eine authentische Geschichte der DDR-Zeit, ein in den Elbefluten mit Kindern untergegangener Panzer, wurde zum Ausgangspunkt von Wendrichs Parabel, in die auch autobiografische Züge einfließen. „Mein persönlicher Verlust der kindlichen Geborgenheit geht einher mit dem Verlust der Gesellschaft, die mich hervorgebracht hat.“

Thomas Wendrich blickt zurück auf ein Land, das es nicht mehr gibt, auf die vielfältigen Fäden, die bis in die Gegenwart reichen, ja sie nach wie vor unterschwellig prägen. Die Heimkehr des verlorenen (ertrunken geglaubten) Sohnes in sein heimatliches Elbedorf bringt die Last von Lebenslügen an den Tag. Es beginnt ein circulus vitiosus von Verdrängungen und Enthüllungen. Es offenbaren sich Defizite an Liebe, und es wächst auch die Liebe als Hoffnung. Menschen schwimmen gegen den Strom oder schwimmen im „Strom des Zeitgeistes“ mit.

Thomas Wendrich will mit dieser beziehungsreichen Parabel viel, er will leider fast zuviel. Dies ist letztlich die Crux des ambitionierten Films. Eine Flut von Metaphern und Assoziationen, sich häufig überlagernd, macht die Geschichte nicht nur vielstimmig, sie lässt sie auch teilweise erstarren, beschwert sie zuweilen mit Kopflastigkeit und zwanghaft konstruierten Verweisen. Die Erzählung gewinnt zu selten die sinnliche Autonomie, die ihr zu gönnen wäre.

Wendrichs Lehrjahre sind unter anderem in Erfahrungen reiche Theaterjahre gewesen. Er hat im Berliner Ensemble gearbeitet, war Schauspieler bei Heiner Müller, Einar Schleef, Peter Zadek. Diese Spuren werden für den Film jetzt produktiv, so bei dem Setzen zentraler Bildmotive, dramatischer Orte und Seelenlandschaften (das Schiff, das Waisenhaus, die Kirche), auch in dem angestrebten antinaturalistischen Gestus, verführen aber auch zu hölzernen Stilisierungen, die im filmischen Medium seltsam „fremdeln“.