Manila

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Diverse Charakterstudien verbindet der Film zu einer
differenzierten Komposition über die menschlichen Grundtriebe
Gewalttätigkeit und Sex. Eingeschlossen auf einem Flughafen in
der Fremde knüpfen die Reisenden Kontakte. Scheibchenweise
entblättert der Film ihre Triebstruktur und forciert gezielt
deren Ausbruch. Aus einer undramatischen Situation - die
Verspätung eines Abfluges - entwickeln sich stets mehr eruptive
Momente, die in einer orgiastischen Groteske ihren Höhepunkt
finden.

Ausstattung und Lichtgestaltung vermitteln gekonnt einen Ort, an
dem das Warten zur Qual wird, und an dem eine soziale Kontrolle
weitgehend entfällt. Die Kamera tastet sich immer näher an die
Menschen heran. Sie beobachtet akribisch genau, bleibt ab und zu
in langen, durchgedrehten Einstellungen hängen (Tanz mit der
Toilettenfrau), bis sie schließlich im furiosen Finale selbst ins
Taumeln gerät. In vielfältigen Varianten zeigen die hervorragend
geführten Darsteller Aggression, Triebhaftigkeit, Sehnsucht und
Kumpanei. Die "Inszenierung" der Komparsen erzeugt ein reiches
Tableau, auf dem sich die kaleidoskopartigen Geschichten
zusammenfügen.