Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Dieser Film verstört. Auf einer Ebene dokumentiert er mit einer schockierenden Sachlichkeit die Arbeit eines Teams in der Onkologischen Forschungsstation in Berlin. Dabei werden Tierversuche an Labormäusen unternommen. Diese werden betäubt, aufgeschnitten, bestrahlt und schließlich seziert. Gefilmt wird dies mit einer 16mm-Kamera und zum Teil in extremen Nahaufnahmen, in denen die Verletzlichkeit der kleinen kahlen Tierkörper betont wird. Auf einer anderen Ebene wird das Filmen dieser Sequenzen selber mit einer ähnlichen unpersönlichen Sachlichkeit dokumentiert. In den Film montiert sind auch all jene Teile des Films, die beim Schnitt sonst als erste im Abfall landen: aus zetteln gebastelte Filmklappen, die Anfänge und Enden des Filmmaterials, Hinweise auf einzelne Tonaufnahmen, unscharf belichtetes Filmmaterial, usw. So stellen die Filmemacher eine Parallele zwischen ihrer Arbeit und der des Forschungsteams her. Später werden die Bilder farblich verfremdet, als Negativ gezeichnet und auch sonst im Stil des Experimentalkinos bearbeitet. Die Filmemacher stellen hier ihr Handwerk aus und auch diese Art, mit dem Material umzugehen, macht den Zuschauer zum Komplizen. Dies ist ein unbequemes Kino. Guillaume Cailleau zeigt hier etwas, was man nicht sehen will. Er bezieht nicht eindeutig Position zu seinen Bildern und dadurch verunsichert er sein Publikum. Sein Film polarisiert, aber kein Zuschauer wird ihn so bald vergessen.