Job Interview
FBW-Pressetext
Lisa wundert sich schon ein wenig, warum sie so spät abends zu einem Bewerbungsgespräch geladen wurde. Doch Marie beruhigt sie. Das hätte schon alles seine Ordnung. Das Gespräch läuft gut, Lisa kann alle Fragen zur Zufriedenheit beantworten. Aber die Fragen werden immer persönlicher, rätselhafter, anklagender. Und ganz plötzlich wird Lisa klar: Um einen Job geht es hier längst nicht mehr. In neun Minuten erzählt Julia Walter die Geschichte und macht aus einer simplen harmlosen Ausgangssituation ein raffiniert ausgetüfteltes psychologisches Katz- und Maus-Spiel. Kammerspielartig die Atmosphäre. Ein Bürogebäude, menschenleer, überall verglast, kein Entkommen. Die Kamera bewegt sich immer ganz nah an den zwei Frauen, konzentriert sich auf die Gesichter, lässt keine Regung unbeobachtet. Stefanie von Poser und Sinikka Schubert verkörpern nicht nur ihre Rollen glaubhaft, sondern sind auch im Zusammenspiel perfekt aufeinander eingestimmt. Bis zur überraschenden und deftigen Schlusspointe weiß der Zuschauer nie genau, wie die Geschichte endet. Genau so sollte ein guter Psycho-Thriller sein: Nervenzerreißend spannend und konsequent durchdacht.Filminfos
Gattung: | Psychothriller; Kurzfilm |
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Regie: | Julia Walter |
Darsteller: | Stefanie von Poser; Sinikka Schubert; Christian Lex |
Drehbuch: | Julia Walter |
Kamera: | Nikola Krivokuca |
Schnitt: | Julia Walter |
Musik: | Levan Basharuli |
Länge: | 9 Minuten |
Produktion: | ROVOLUTION FILM Rohm & Vogt GbR |
Jury-Begründung
Häufig wird das Fehlen bzw. das Schattendasein von Genrefilmen im deutschen Kino bemängelt; Julia Walters kurzer Psychothriller JOB INTERVIEW zeigt allerdings eindrucksvoll und mit einfachen Mitteln, dass im Verborgenen und an den Filmhochschulen durchaus solche Filme entstehen, die zu einigen Hoffnungen für die Zukunft berechtigen.Ein Vorstellungsgespräch am Abend in einem Bürogebäude erweist sich für die hoffnungsvolle Bewerberin als wahrer Horrortrip, denn die Frau, die ihr da gegenüber sitzt, weiß mehr von ihr als in den Unterlagen zu finden ist. Daraus entwickelt sich ein Schlagabtausch mit einigen überraschenden Wendungen.
JOB INTERVIEW lebt vor allem von der Miteinbeziehung der Architektur, von der bewussten Verknappung und Beschränkung auf ein kammerspielartiges Setting, von einer exzellenten Kamera- und Schnittarbeit und guten Schauspielerinnen, die die im Stile von Roald Dahl und Patricia Highsmith gehaltene Story glaubwürdig und unterhaltsam tragen. Kleinere erzählerische Schwächen fallen da kaum ins Gewicht, vielmehr macht der Film Lust darauf, mehr von dieser jungen Filmemacherin zu sehen.