Jessi
FBW-Pressetext
Jessi ist 11 Jahre alt und hängt sehr an ihrer großen Schwester Bibi und vor allem an ihrer Mutter. Diese allerdings kann sie momentan nur sporadisch sehen – bei Besuchen im Gefängnis. Jessi selbst wohnt bei einer Pflegefamilie. An Bibis Geburtstag fasst Jessi einen Plan und macht sich auf die Reise in das Dorf ihrer Kindheit, um noch einmal um ihre Familie zu kämpfen. Was die Mutter getan hat, um ins Gefängnis zu kommen, erfährt der Zuschauer nicht. Doch dies ist auch nicht nötig, um der Geschichte Tiefe und Inhalt zu verleihen. Ohne viele Worte erfährt der Zuschauer alles über Jessi und die anderen Figuren. Die Darsteller, allen voran Luzie Ahrens als Titelheldin, sind überragend. Das Ende ist erfüllt von Hoffnung und entlässt den Zuschauer mit einem guten Gefühl. So schön kann Film sein.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Mariejosephin Schneider |
Darsteller: | Luzie Ahrens; Sophie Rogall; Jasmin Rischar; Michaela Hinnenthal; Anja Stöhr; Maja Leonhard; Margot Binder; Pit Bukowski; Eva Günther; Annette Borchardt; Robert Ernst; Dietrich Delekat; Valentino Kossmann |
Drehbuch: | Mariejosephin Schneider |
Kamera: | Jenny-Lou Ziegel |
Schnitt: | Inge Schneider |
Webseite: | ; |
Länge: | 31 Minuten |
Verleih: | DFFB |
Produktion: | Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), RBB; Mariejosephin Schneider; |
FSK: | 6 |
Förderer: | dffb |
Jury-Begründung
Jessi ist elf Jahre alt, ihre Mutter ist im Gefängnis, ihre Pflegemutter versucht ihr bestes, ihr die Mutter zu ersetzen und vielleicht liegt genau darin das Problem. Jessi bricht aus, trampt zu ihrer Schwester und hofft, im vertrauten Heim ein Zuhause (wieder)zu finden.Höchst eindrucksvoll spielt Luzie Ahrens diese Jessi, die mit 11 Jahren nicht nur ihren neuen Platz im Leben finden muss, sondern auch als eigene Persönlichkeit wahrgenommen werden möchte. Die Geschichte ist sehr dicht erzählt, an Blicken, kleinen Handlungen und Nichtverhältnissen hangelt man sich entlang hin zu Jessis Ich. Und mit eindeutigen Ansagen macht sie ihrem Umfeld unmissverständlich klar, was sie von sich preisgeben möchte, und was eben nicht. Deswegen fühlt sich der Zuschauer auch immer wieder dabei ertappt, dass die eigene Neugierde größer ist als für den Fortschritt der Geschichte notwendig. „Wenn sie dir nicht gesagt hat, warum unsere Mutter im Gefängnis ist, dann geht es Dich wohl auch nichts an.“ Das sitzt bei Kevin wie beim Publikum.
Höchstes Fingerspitzengefühl hat Mariejosephin Schneider auch bei der Wahl des Ausdrucksmittels für Jessis Individualisierung bewiesen. Ausgerechnet die Frisurvon Jessi dient als Vehikel. Hat die Pflegemutter noch beim offensichtlich sehr einseitig interpretierten „Girlsday“ das Haar Jessis ausgewählt, um sie ihr anzugleichen, so findet das trampende Kind im kahlgeschorenen Kopf der Fahrerin ihr adäquates Ausdrucksmittel für ihre Suche nach sich selbst. Erst mit dieser Radikalfrisur wird sie als Individuum wahrgenommen, von Fremden angesprochen und findet das ihr vorher fehlende Selbstwertgefühl.
Die hohe Kunst dieses Films liegt darin, immer genau so viel zu zeigen wie für die Geschichte notwendig ist, sich immer auf das wirklich aller Notwendigste zu konzentrieren und so Jessi die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die sie die gesamten 30 Minuten ständig sucht. Ein Film von erstaunlicher Reife, handwerklich perfekt in Szene gesetzt.