Jana und Jan

Kinostart: 26.05.92
1991
Filmplakat: Jana und Jan

Kurzbeschreibung

In einer Erziehungsanstalt der ehemaligen DDR freunden sich zwei Minderjährige an, das junge Mädchen wird schwanger, verhindert eine Abtreibung und flieht mit dem Vater ihres Kindes in eine ungewisse Zukunft.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama; Spielfilm; Liebesfilm
Regie:Helmut Dziuba
Darsteller:Julia Brendler; Eduard Burza; Karin Gregorek; René Guß; Dirk Müller; Marco Neumann; Kristin Scheffer; Peter Sodann; Corinna Stockmann; Harald Warmbrunn
Drehbuch:Helmut Dziuba
Buchvorlage:Manfred Härtel
Kamera:Helmut Bergmann
Schnitt:Rita Reinhardt
Musik:Christian Steyer
Länge:87 Minuten
Kinostart:26.05.1992
Verleih:Progress
Produktion: DEFA Studio Babelsberg GmbH, Potsdam, DEFA Studio Babelsberg GmbH
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In einer verwahrlosten Burg, die als straffällig gewordene Minderjährige aus der DDR dient, wird einen Siebzehnjährige von einem Fünfzehnjährigen geschwängert, der das Kind haben will, ohne sich in die schlechte Situation des Mädchens versetzen zu können. Als die beiden endlich auch ihre Liebe zueinander entdecken, reißen sie gemeinsam aus, laufen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Der Film, offenbar vor der politischen Wende konzipiert und nach dieser "umgedacht", behaftet mit mancherlei "DEFA-Symptomen", die auch sehr positive Qualitätsmerkmale enthalten, machte es dem Bewertungsausschuß schwer, zu einer unkomplizierten Urteilsfindung zu gelangen. Vor allem der unbefriedigende Schluß, der im ursprünglichen Entwurf anders ausgesehen haben mag, wurde diskutiert. Stirbt Jana? Überlebt das Kind? Wo bleibt Jan? Mehrere Variationen sind denkbar, keine klare Antwort wird gegeben, obgleich der Zuschauer sie benötigt. Eine politische Lösung bleibt ausgeklammert, wie überhaupt die Politik, die brennenden Ereignisse jener Wochen 1989/90, an den in der Burg Eingeschlossenen seltsam wirkungslos vorbeizugehen seint und nur in knappen Andeutungen stattfindet. So bleibt die Frage offen, ob diesem Thema in der letzten Phase der DDR noch eine aufmüpfig verschlüsselte Botschaft innewohnen sollte, oder ob aufgrund der Entwicklung eine dramaturgische Hinwendung zu der mehr privaten Aufarbeitung von Einzelschicksalen beschlossen wurde. Mit anderen Worten: Ist dies nun ein Fragment?

Wenn diese Frage zu bejahen wäre, muß festgestellt werden, daß noch das Fragment beträchtlichen Wert besitzt. Der Bewertungsausschuß hätte angesichts der schauspielerischen Leistungen und der Führung der vorwiegend jungen Darsteller durch die Regie keine Bedenken gehabt, das höchste Prädikat zu gewähren. Kristin Scheffer und René Guß erweisen sich das in den Titelrollen als Entdeckungen. Unter den anderen Jugendlichen gibt es keine Fehlbesetzung. Die Sprache der Minderjährigen wirkt in ihrer Armut und Oberflächlichkeit authentisch. Um so spürbarer gewinnt der Dialog der Liebenden allmählich an Inhalt. Bestürzend ist das Verhalten der Gruppe, namentlich der Mädchen, die ihre schwangere Leidensgenossin nicht solidarisch unterstützt, sondern gleichsam ausstößt - vielleicht rudimentäre Erinnerung an DDR-Mentalität?