Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Anders als in den vielen Filmen über sexuellen Mißbrauch in der Familie wird „Häschen in der Grube“ aus der Perspektive des Bruders des Opfers erzählt, wodurch er ganz eigene Zwischentöne und Stimmungen gewinnt. Dabei werden die filmischen Mittel präzise eingesetzt, und die einzelnen Szenen wirken realistisch und plausibel. Man merkt, daß die Regisseurin genau recherchiert hat. Sowohl die erwachsenen wie auch die jungen Darsteller wirken glaubwürdig, und die filmische Umsetzung ist so einfühlsam und intensiv, daß der Film eine tiefe Beklemmung auslöst. Aspekte wie die radikale Zerstörung des Vaterbildes des 12jährigen Markus, die Hilflosigkeit des kleinen Mädchens, dessen einziger sicherer Ort im Haus das Bett des Bruders ist, oder die zwiespältige Reaktion der Mutter werden pointiert und mit einem genauen Blick fürs Detail inszeniert.