Giganten

1955

Jurybegründung

Der Film darf zu den Meisterleistungen des amerikanischen Filmschaffens gezählt werden. Das Buch ist in großen Dimensionen angelegt. Es umspannt die drei letzten Generationen und entwickelt in überzeugender Weise entscheidende menschliche und soziale Probleme, so wie sie sich für den amerikanischen Menschen darstellen. Diese ungeheure Stofffülle wird dadurch bewältigt, daß der Film zwischen den verschiedenen Episoden und auch den einzelnen Szenen und Schauplätzen durchweg harte Schnitte legt, aber die Szenen selber in einer letzten Detailliertheit und geistigen Prägnanz ausspielt. Dadurch gelingt es dem Film, trotz der Vielfalt der Personen, der Milieus, der Schauplätze und auch der äußeren Ereignisse, die einzelnen Themen genau zu treffen und die Probleme nicht nur flüchtig anzureißen, sondern repräsentativ darzustellen. Zu diesen Themen- und Problemkreisen gehören nicht nur das Generationsproblem und die in diesem Film äußerst subtil und treffend gezeichneten menschlichen Spannungen innerhalb der Ehe, sondern vor allem auch das Rassenproblem und nicht zuletzt das Problem einer auf Geld gegründeten gesellschaftlichen Geltung. Zu den erregendsten Passagen des Films gehört die großartige Persiflage auf die falsche und spleenige Repräsentation der wirtschaftlich führenden Gesellschaftsschicht. Die Persiflage ist so sorgfältig und auch verantwortungsbewusst aufgebaut, dass sie als eine ernste Sozialkritik, ja als glaubwürdige soziale Anklage gewertet werden kann. Das gleich ist von der Behandlung des Rassenproblems zu sagen. Dass dieses Problem nicht nur ernst, sondern auch humorvoll demonstriert wird (die Szene der beiden Babys verschiedener Hautfarbe mit Kalb und Schaf im Hintergrund), erweist nicht nur die formale, sondern auch die geistige Souveränität, mit der dieser Film an diese schwierigen Fragen herangeht. Im Mittelpunkt dieser umfassenden Dramaturgie stehen jedoch die engere soziale Gruppe, die Familie in ihrem Generationenwechsel, und ihr Mittelpunkt, das Elternpaar. Die wesenhafte Zusammengehörigkeit wie auch die vielfältigen Spannungen werden so genau, ernsthaft, aber auch liebevoll und immer wieder mit einem gewissen Humor geschildert, wie es in dieser Umfänglichkeit und auch Glaubwürdigkeit selten in einem Film zu sehen ist. Die entscheidende dramaturgische Leistung ist aber darin zu sehen, dass all diese verschiedenen Inhalte in einem geschlossenen Handlungsborgen eingefügt sind, dessen Spannung trotz der Überlänge in keinem seiner Teile nachlässt.



Der Regie muss vor allem wegen der sorgfältigen und immer wieder Bewunderung herausfordernden Detailschilderung und psychologischen Treffsicherheit in den einzelnen Szenen und Episoden Anerkennung gezollt werden. Trotz des großen Aufgebots an Schauspielern und Schauplätzen erscheint keine Szene flüchtig, sondern jede ist in ihrer Funktion notwendig und vom ganzen her sinnvoll eingefügt und ausgeführt. Die Kamera verzichtet auf ungewöhnliche optische Effekte, sondern schildert, wie es der Stil der Dramaturgie erfordert, in epischem Stil. Sie trägt entscheidend zu Charakteristik der Schauplätze und der Rollen bei, da sie sich trotz eines gleichbleibenden Bildstiles als durchaus wandlungsfähig und einfallsreich erweist. Ebenso wie die Bauten sind auch die Farbwiedergabe und die Farbregie ausgezeichnet. Der Rang dieses Films ist entscheidend bestimmt durch die schauspielerischen Leistungen. Im Mittelpunkt das Ehepaar, von Rock Hudson und Elizabeth Taylor dargestellt, und als großartigen Gegenspieler James Dean, dessen ungewöhnlicher Rang als Schauspieler auch durch diesen Film wieder unter Beweis gestellt wird. Auch die Besetzung der Nebenrollen ist von Rang. Die Schauspielerführung erlaubt einem jeden, auch in der kleinsten Rolle eine eigene Charakteristik und oftmals eine erstaunliche Atmosphäre zu schaffen. Einschränkend muss bemerkt werden, dass gewisse Amerikanismen (das Umfallen einer ganzen Serie von Flaschenregalen im Keller, die allzu häufigen Box- und Schlägerszenen u.ä.) dem europäischen Zuschauer durch entbehrlich erscheinen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Spielfilm
Länge:201 Minuten
Produktion: , Warner Bros. Pictures, Inc., New York, N.Y.

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film darf zu den Meisterleistungen des amerikanischen Filmschaffens gezählt werden. Das Buch ist in großen Dimensionen angelegt. Es umspannt die drei letzten Generationen und entwickelt in überzeugender Weise entscheidende menschliche und soziale Probleme, so wie sie sich für den amerikanischen Menschen darstellen. Diese ungeheure Stofffülle wird dadurch bewältigt, daß der Film zwischen den verschiedenen Episoden und auch den einzelnen Szenen und Schauplätzen durchweg harte Schnitte legt, aber die Szenen selber in einer letzten Detailliertheit und geistigen Prägnanz ausspielt. Dadurch gelingt es dem Film, trotz der Vielfalt der Personen, der Milieus, der Schauplätze und auch der äußeren Ereignisse, die einzelnen Themen genau zu treffen und die Probleme nicht nur flüchtig anzureißen, sondern repräsentativ darzustellen. Zu diesen Themen- und Problemkreisen gehören nicht nur das Generationsproblem und die in diesem Film äußerst subtil und treffend gezeichneten menschlichen Spannungen innerhalb der Ehe, sondern vor allem auch das Rassenproblem und nicht zuletzt das Problem einer auf Geld gegründeten gesellschaftlichen Geltung. Zu den erregendsten Passagen des Films gehört die großartige Persiflage auf die falsche und spleenige Repräsentation der wirtschaftlich führenden Gesellschaftsschicht. Die Persiflage ist so sorgfältig und auch verantwortungsbewusst aufgebaut, dass sie als eine ernste Sozialkritik, ja als glaubwürdige soziale Anklage gewertet werden kann. Das gleich ist von der Behandlung des Rassenproblems zu sagen. Dass dieses Problem nicht nur ernst, sondern auch humorvoll demonstriert wird (die Szene der beiden Babys verschiedener Hautfarbe mit Kalb und Schaf im Hintergrund), erweist nicht nur die formale, sondern auch die geistige Souveränität, mit der dieser Film an diese schwierigen Fragen herangeht. Im Mittelpunkt dieser umfassenden Dramaturgie stehen jedoch die engere soziale Gruppe, die Familie in ihrem Generationenwechsel, und ihr Mittelpunkt, das Elternpaar. Die wesenhafte Zusammengehörigkeit wie auch die vielfältigen Spannungen werden so genau, ernsthaft, aber auch liebevoll und immer wieder mit einem gewissen Humor geschildert, wie es in dieser Umfänglichkeit und auch Glaubwürdigkeit selten in einem Film zu sehen ist. Die entscheidende dramaturgische Leistung ist aber darin zu sehen, dass all diese verschiedenen Inhalte in einem geschlossenen Handlungsborgen eingefügt sind, dessen Spannung trotz der Überlänge in keinem seiner Teile nachlässt.

Der Regie muss vor allem wegen der sorgfältigen und immer wieder Bewunderung herausfordernden Detailschilderung und psychologischen Treffsicherheit in den einzelnen Szenen und Episoden Anerkennung gezollt werden. Trotz des großen Aufgebots an Schauspielern und Schauplätzen erscheint keine Szene flüchtig, sondern jede ist in ihrer Funktion notwendig und vom ganzen her sinnvoll eingefügt und ausgeführt. Die Kamera verzichtet auf ungewöhnliche optische Effekte, sondern schildert, wie es der Stil der Dramaturgie erfordert, in epischem Stil. Sie trägt entscheidend zu Charakteristik der Schauplätze und der Rollen bei, da sie sich trotz eines gleichbleibenden Bildstiles als durchaus wandlungsfähig und einfallsreich erweist. Ebenso wie die Bauten sind auch die Farbwiedergabe und die Farbregie ausgezeichnet. Der Rang dieses Films ist entscheidend bestimmt durch die schauspielerischen Leistungen. Im Mittelpunkt das Ehepaar, von Rock Hudson und Elizabeth Taylor dargestellt, und als großartigen Gegenspieler James Dean, dessen ungewöhnlicher Rang als Schauspieler auch durch diesen Film wieder unter Beweis gestellt wird. Auch die Besetzung der Nebenrollen ist von Rang. Die Schauspielerführung erlaubt einem jeden, auch in der kleinsten Rolle eine eigene Charakteristik und oftmals eine erstaunliche Atmosphäre zu schaffen. Einschränkend muss bemerkt werden, dass gewisse Amerikanismen (das Umfallen einer ganzen Serie von Flaschenregalen im Keller, die allzu häufigen Box- und Schlägerszenen u.ä.) dem europäischen Zuschauer durch entbehrlich erscheinen.