Garçon! Kollege kommt gleich!

Filmplakat: Garçon! Kollege kommt gleich!

Kurzbeschreibung

Alltagsprobleme und -erlebnisse eines 60jährigen Kellners, der immer häufiger von seinen jungen Freundinnen verlassen wird und sich schließlich seinen Traum, Besitzer eines Kinderspielplatzes zu sein, erfüllt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Spielfilm
Regie:Claude Sautet
Darsteller:Yves Montand; Nicole García; Jacques Villeret; Rosy Varte; Dominique Laffin
Drehbuch:Claude Sautet; Jean Loup Dabadie
Kamera:Jean Boffety
Schnitt:Jacqueline Thiedot
Musik:Philippe Sarde
Länge:101 Minuten
Produktion: Renn Productions, Paris, Sara Films
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Erzählt wird die (fast) alltägliche Geschichte eines Pariser Oberkellners, der, - nicht nur seinen Gästen gegenüber - , in jeder Situation das rechte Wort findet, weil die Enttäuschungen des Lebens, weil die Schwerkraft der eigenen Probleme ihn nicht bitter, sondern verständnisvoller und zugleich auch liebenswürdiger gemacht haben: ein Mann mit Herz, Charme und humorvoller Überlegenheit selbst dann, wenn er unterliegt, wenn Frauen, Freunde, Bekannte ihn verlassen. Es ist ein Mann, der auch im Alter nicht die Träume und Sehnsüchte vergessen hat, die auszuleben das Leben lebens- und liebenswert machen, selbst dann, wenn die Verwirklichungen nur sporadisch gelingen und die Bilanz von Gewinn und Verlust oft nur gerade so eben aufgeht. Da sind Freude wie Einsamkeit, Optimismus und Lebensmut wie stille, unsentimentale Skepsis im Spiel, ganz spontanes Gefühl und behutsame Distanz. Beflügelt durch Freundschaft, Zuneigung und Liebe verwirklicht dieser Mann, gleichsam nebenbei, einen alten Wunschtraum: Er richtet am Meer einen Kinderspielplatz ein. In die Freude am Jubel der Kinder mischt sich ein (erwarteter) Liebesverlust. Aber so, wie auch ein Gewitter die Freude der Kinder nicht zunichte machen kann, so wird dieser Garçon auch von dem Verlust einer geliebten Freundin nicht unterzukriegen sein. Vielleicht ist lieben wichtiger als geliebt werden.

Der Film fasziniert durch die Virtuosität, mit der alle künstlerischen Gestaltungsmittel der Verwirklichung des thematischen Ansatzes dienen. Ein Stück Leben wird sichtbar, alltäglich und beispielhaft zugleich. Eine im Grunde ganz einfache Geschichte, die aber immer wieder, auch im kleinen Detail, hohen Gleichniswert und damit Übertragbarkeit gewinnt. Eine unaufdringliche Parabel vom „Ethos alltäglichen Lebens“ (Thornton Wilder), überstrahlt von tiefem Humor, unaufdringlich, fein und voller Wärme.

In diesem Film stimmt alles: Drehbuch, dramaturgische Entwicklung der Handlung, psychologische Motivierung der Personen, schauspielerische Leistung, Ausstattung, Bildgestaltung, Tempo, Dynamik und Wechsel der Szenen, Montage, Musik. Auch die kleinste Nebenrolle ist typengerecht und glaubhaft besetzt. Biografien werden deutlich. Die psychischen Reaktionen sind vielschichtig und sensibel. Kaum je wirkt etwas oberflächlich, platt oder sentimental. Von außergewöhnlichem Rang ist die Ensembleleistung, die durch Yves Montand nur ihre Glanzlichter erhält, nie aber durch den „Star“ beiseite gedrängt wird, so faszinierend die Leistung dieses großen Mrenschendarstellers auch ist. Sein Charme ist nicht Masche, nicht Klischee, nie aufgesetzt, sondern kommt, bis in die kleinste gestische Bewegung hinein, aus dem Reichtum des gelebten Lebens.