Frühlingsopfer

Kurzbeschreibung

Die junge Regisseurin Flori inszeniert in einem kleinen Off-Theater Igor Stravinskys revolutionäres Tanzstück „Le Sacre du Printemps“. Sie ist unzufrieden mit der Leistung ihrer sehr viel älteren Solistin Helen, welche den Part des sich in absoluter Selbstaufgabe zu Tode tanzenden jungfräulichen „Frühlingsopfers“ nicht genug annehmen will. Mit immer manipulativeren Regiemethoden versucht sie, Helen in ihre Rolle des Opfers zu zwingen. So entbrennt ein Machtkampf zwischen Regisseurin und Tänzerin, in dem sich die Realität der Proben mehr und mehr mit der des Stückes zu vermischen beginnt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Steffen Köhn
Darsteller:Jella Haase; Effi Rabsilber; Uwe Preuss
Drehbuch:Steffen Köhn; Henrika Kull; Jonas Zimmermann
Kamera:Phillip Kaminiak
Schnitt:Steffen Köhn
Musik:Igor Strawinsky
Webseite:;
Länge:11 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In TV und Kino sind Ballettfilme unglaublich angesagt und sogar die Werbung vermarktet Deo derzeit anhand gängiger Ballettklischees. Der Gedanke daran, einmal auf der Bühne zu stehen und als sterbender Schwan den Applaus der Zuschauer zu genießen, vermittelt offenbar besonders unter weiblichen Jugendlichen ein Gefühl von Erfolg und Freiheit.
Dass der Bühnenerfolg hart erkämpft ist, und Tänzer und Tänzerinnen in harter Konkurrenz zueinander stehen, wird dagegen bestenfalls in den „Zickenkriegen“ der Tanzserien im Kinder- und Jugendprogramm thematisiert. Insofern ist Steffen Köhns FRÜHLINGSOPFER hier ein dickes Lob auszusprechen. Der Kurzspielfilm zeigt, dass auch beim Ballett nicht alles Gold ist, was glänzt.
Die junge Choreografin Flori steht unter Druck. Obwohl ihr Vater offenbar an einer Realisierung zweifelt, will sie mit den Mitgliedern einer Off-Theater-Truppe Stravinskys „Le Sacre Du Printemps“ aufführen. Choreografin Flori hadert wiederum mit Helen, der etwas älteren Solotänzerin, die ihrer Meinung nach die Rolle der sich opfernden Jungfrau zu wenig ausfüllt.
Regisseur Steffen Köhn zeigt in FRÜHLINGSOPFER wie Flori ihre Macht auf der Bühne einsetzt um das Ensemble für ihre Pläne einzuspannen, Helen sowohl physisch, wie auch psychisch in ihre Rolle zu zwingen. Da wird getuschelt und gemurmelt, gestoßen und gezogen, bis Helen am eigenen Leib erfahren muss, wie es sich anfühlt Opfer zu sein.
Mit klugen Schnitten und gekonnter Kameraführung ist FRÜHLINGSOPFER bei den Streitereien filmisch nah an den Charakteren und distant bei den Tanzsequenzen. Die Atmosphäre des Scheiterns ist greifbar. Parallel zu Strawinskys Werk wird die Tänzerin mehr und mehr zum Opfer ihrer jungen Choreografin. Dennoch fühlte sich die Jury durch den elfminütigen Film nicht sonderlich berührt, das Psychogramm der Theaterwelt blieb ihr zu diffus.
Die Darstellung der Mobbingsituation auf der Bühne wirkte so vorhersehbar und künstlich hervorgerufen, dass sich die Jury vom Geschehen nicht hat gefangen nehmen lassen können. In der ausgiebigen Diskussion zeichnete sich ab, dass sich die Jurymitglieder gerade bei einem Film aus dem tänzerischen Milieu mehr Emotionalität und Tiefe gewünscht hätten. Das machten sie am Spiel von Jella Haase deutlich. Ihm „Zweikampf“ mit Solistin Helen wirkte Haases Verkörperung der Choreografin Flori flach und wenig motiviert. Haases Darbietung in FRÜHLINGSOPFER erinnerte zu sehr an die zickigen Mädchenrivalitäten aus Jugendfilmen, denn an echte Bühnenkonkurrenz.
Dennoch lässt Steffen Köhns Kurzspielfilm durchaus gut erkennen wie Menschen, sich an Aufgaben übernehmen und zum Opfer von Ambitionen werden. Daher anerkennt sie die Leistungen in diesem Film und verleiht FRÜHLINGSOPFER das Prädikat wertvoll.