Fellini's Schiff der Träume

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat einstimmig das Prädikat ’’Besonders Wertvoll’’ erteilt.

Die Raffinesse, mit der Fellini ein weiteres Mal Kino und Showgeschäft, menschliche Eitelkeit und Sehnsucht inszeniert hat, wird verklärt durch einen Humor, der mehr noch als früher die skurrilen Figuren liebenswert sein lässt: auf dem Schiff, das zur Parabel der Welt und menschlicher Eigenart wird (nicht ohne ein Schlachtschiff und nicht ohne Flüchtlinge aus einer anderen sozialen und politischen Welt), lässt Fellini’s Altersweisheit und Filmerfahrung den Kosmos dessen sichtbar werden, was an Menschlichem und Allzumenschlichem und Allzumenschlichem in zeit- und Kulturkritik mit Recht verspottet wird.

Da wird der Journalist zum moderierenden Chronisten und Hofberichterstatter, die Kabinettstückchen (des Sängerwettstreits vor den Heizkesseln, des Interviews im Fechtraum) zum Spiegelbild der Welt, das Opernhafte des Verhaltens und Denkens, das Opernzitat der Rossini, Bizet und Verdi zum Gleichnis des Alltags: im Spielerischen der Gestaltung verbirgt und enthüllt sich in immer neuen Szenen Einlagen der Charakter des Films wie seiner Zuschauer und Protagonisten – der Menschen. Die Kunst als das einzige, was über ihren Schöpfer und ihren Gegenstand, den Menschen, realistisch und deshalb unverfälscht Auskunft zu geben vermag ( selbst noch im Volkstanz der Flüchtlinge und im Glasharfenspiel der Küchenutensilien): das ist der Angelpunkt des Films. Doch werden darüber hinaus der Tod und das Sterben noch ernster genommen als in früheren Filmen Fellini’s.

Die Besetzung ist in ihrer Typisierung und Charakterisierung hervorragend, gerade weil sie die Aussagekraft der Charge betont; Ausstattung und Bildgestaltung sind in jeder Einzelheit treffend und prägnant.