Erwartung

Kurzbeschreibung

Künstler Robin Rhode’s Begeisterung für Schönbergs Oper ist ein musikalisches Gedenken an seine südafrikanische Heimat. „Die Frau“, alleingelassen, leidend und klagend, nicht wissend wo ihr „Der Mann“ ist – gefallen, verlassen, verschollen. Das Wehklagen zu Zeiten der Apartheid.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Musikfilm; Kurzfilm
Regie:Robin Rhode; Sean Evans
Darsteller:Carole Sidney Louis; Moses Leo
Drehbuch:Robin Rhode
Kamera:Jan Reichle; Patrik Andersson; Lenny Bass; Sean Evans
Schnitt:Sean Evans
Musik:Arnold Schönberg
Länge:33 Minuten
Produktion: RSA Films, Black Dog; Rhodeworks;

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Film ist die Dokumentation eines Kultur Events und eine Hommage an den österreichischen Komponisten Arnold Schönberg und seine atonale Oper „Erwartung“, die am 7. und 8. November 2015 unter der Künstlerischen Leitung von Robin Rhode am Times Square in New York City aufgeführt wurde. Bei dem Stück nach einem Libretto von Marie Pappenheim handelt es sich um ein Monodrama in einem Akt, bei dem eine Frau nachts in einem Wald umherirrt und ihren Geliebten sucht, den sie schließlich tot auffindet. Dabei werden psychische Vorgänge und Gefühle wie Sehnsucht, Angst, Hass und Verzweiflung in freier Atonalität musikalisch umgesetzt. Dirigent der New Yorker Aufführung war Arturo Tamayo, Interpretin die Sopranistin Carol Sidney Louis.

Das Monodrama „Erwartung“ von Arnold Schönberg wird nicht sehr häufig aufgeführt, umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet der Times Square, einer der belebtesten und symbolträchtigsten Orte New Yorks, dafür zur Bühne wurde. Der Künstlerische Leiter Robin Rhode hat die Handlung, die ursprünglich im Wald spielt und von Mondlicht und Naturgeräuschen geprägt wird, zwischen die Hochhäuser mit ihren grellen Werbetafeln und der nie verstummenden Geräuschkulisse verlegt. Beim Bühnenbild orientierte er sich am Maßstab des originalen Vorbilds und gestaltete ein ovales Set, bedeckt mit Zeichnungen von Ovalen. Bühnenbild und Kostüme sind ganz in schwarz, weiß und rot gehalten und wirken sehr karg. Umso stärker wirkt die Kraft der Geschichte und der musikalischen Interpretation.

Es ist sehr begrüßenswert, dass eine solch außergewöhnliche Aufführung filmisch dokumentiert und dafür unter der Regie des Musikfilm-Regisseurs Sean Evans großer Aufwand betrieben wird. Gefilmt wurde mit mehreren Kameras, von denen zumindest eine an einem Kran befestigt war. Die Kameras sind nah am Geschehen und schaffen eine Dynamik, die das Publikum vor Ort, das auf einen statischen Blickwinkel festgelegt war, nicht hatte. Auf zusätzliches Licht wurde verzichtet. Die Inszenierung und der Ort selbst mit all seinen Werbebannern und Leuchtreklamen sollten voll zur Geltung kommen. Der ständige Wechsel des Lichts sorgt für hübsche Effekte auf der Bühne und unterstreicht die moderne Interpretation des Stücks. Allerdings bleibt es bei einer weitgehend durchblendeten Geschichte. Die Jury ist der Überzeugung, dass mehr Kamerabewegungen und auch der Schnitt weitere Höhepunkte hätten schaffen können.

Das halbstündige Stück ist eine große Herausforderung für alle beteiligten Künstler, aber auch für das Publikum. Schönberg selbst hat es angeblich beschrieben als 30 Sekunden Angstattacke, die musikalisch zu einer 30minütigen Oper ausgeweitet sind und eine Begegnung von Schmerz und Ausdauer bieten. Der Film beschränkt sich auf die reine Wiedergabe der Inszenierung und verzichtet auf zusätzliche Informationen durch Inserts oder Interviews. Er setzt entweder Hintergrundwissen voraus oder setzt auf die unvoreingenommene Begegnung mit der Kunst. Dadurch bleiben dem Zuschauer aber vermutlich einige interessante Aspekte und Intentionen der Inszenierung vorborgen.