Eine Hand voll Gras

Kinostart: 02.11.00
2000
Filmplakat: Eine Hand voll Gras

Kurzbeschreibung

Ein 10jähriger kurdischer Junge reist mit seinem Onkel nach
Hamburg, wo er mit Versprechungen und Gewalt als Drogendealer
mißbraucht wird. Die Zufallsbekanntschaft mit einem Taxifahrer
rettet ihm das Leben.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Roland Suso Richter
Darsteller:Oliver Korittke; Arman Inci; Ercan Durmaz
Länge:114 Minuten
Kinostart:02.11.2000
Verleih:Kinowelt
Produktion: MTM Medien & Television München GmbH, MTM-Cineteve; Kinowelt Filmproduktion; Bavaria Film; Westdeuscher Rundfunk;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In der Bewertung dieses Films war sich der Ausschuß nicht einig.
Gelobt wurde ohne Einschränkung die handwerklich perfekte
Gestaltung: eine sichere Regie, eine sehr gute Kamera, gute
Darstellerführung und adäquates Spiel, eine präzise Montage und
eine angemessen unaufdringliche musikalische Begleitung.

Mehr oder weniger schwerwiegende Einwände bestanden gegenüber
inhaltlichen Qualitäten. Die Schwächen des Films - so der
Bewertungsausschuß - liegen in einem zu wenig differenzierten
Drehbuch, das sich für eine genaue Erzählperspektive nicht
entscheiden kann, teilweise stark emotionalisiert und auch
aktuelle Klischees in den Vordergrund stellt. So wird anfangs die
Geschichte aus der Sicht des Jungen erzählt, um dann später mehr
in die Perspektive des Taxifahrers zu gelangen. Für den Fortgang
der Handlung nicht entscheidende Vorgänge werden aus optisch
reizvollen Gründen in den Vordergrund gestellt und das Schicksal
des Jungen teils zu sentimental erzählt.

Es ist sicher von Wichtigkeit, die Problematik von
Kindermißbrauch im Drogenbereich bis hin zum Tatbestand der
Finanzierung des kurdischen Freiheitskampfes daraus filmisch zu
thematisieren. Auf der anderen Seite bleibt aber in der
vorliegenden Geschichte sehr vieles aus dem familiären und
ethnischen Background des Jungen im Nebel des Unerklärten und
läßt beim Zuschauer die Beantwortung sich anbietender Fragen
offen; ist z.B. der kurdischen Familie in der Heimat das wahre
Schicksal des Jungen in Hamburg bekannt, oder wird dies gar
toleriert?

Bei einigen Zeitsprüngen in der Erzählung fehlt dann auch der
Beleg für die Entwicklung des Jungen in seinem Milieu und seiner
Beherrschung der deutschen Sprache. Die inneren Konflikte des
Jungen, schwankend zwischen der Zuneigung zu dem neuen Freund und
der Verantwortung seinem Familienclan gegenüber, werden teilweise
nur über die Erzählung Dritter vermittelt.

Immerhin: Es ist ein Film mit einem wichtigen Thema, ein Film
über Vertrauen und Vertrauensmißbrauch und über das glaubhafte
Wachsen einer fast unmöglichen Freundschaft.