Die Zelle

Jurybegründung

Der Bewertungsausschuss verlieh dem Film mit 4 : 1 Stimmen das Prädikat „Besonders wertvoll". Die eindringliche Wirkung des Films ist vor allem auf die inhaltliche und formale Konsequenz zurückzuführen, mit der das Thema „Die Zelle" behandelt wird. Drehbuch und Regie haben auf alles verzichtet, was ein Gefängnis und dessen Insassen

an „Handlung", „Spannung" und dergleichen hergeben könnten. Die Konzentration auf die innere Geschichte des Gefangenen wird durch nichts gestört. Gleichwohl ist der Film voller Spannung; trotz seiner asketischen Absage an alle äußerlichen Möglichkeiten eines Bilderspiels, wie sie auch ein Gefängnis bieten könnte, trotz der monotonen Abtastung immer wieder des gleichen Milieus kommt es nirgendwo zu Längen, im Gegenteil wirkt der Film überraschenderweise eher als ein Stück zu kurz. Die Darsteller sind völlig überzeugend, man glaubt dem „Helden" trotz der Verkürzung seiner Geschichte, dass er sich am Ende mit seiner Zellen-Existenz nicht nur abfindet, sondern identifiziert. Wenn Bienek zeigen wollte, dass es für den Gefangenen die vielzitierte innere Freiheit nicht gibt, sondern dass das Gefängnis und die hinter ihm stehende Macht einen Menschen sich selbst verlieren lassen, so ist ihm das vollkommen gelungen. Dennoch ist die Wirkung auf den Zuschauer nicht auf fatalistische Unterwerfung begrenzt, die man daraus folgern könnte; die Unterwerfung geschieht nicht in einem christlichen Sinne, die Leiden, auch Unrecht auf sich nimmt und darin einen neuen und eigenen Wert findet, einen Sinn, der das Tragische aufhebt. Sie bleibt tragisch im strengeren, antiken Sinn. Gerade dadurch, dass der Häftling sich gegen sein Schicksal nicht auflehnen kann, dass jeder Ausbruchsversuch von vornherein als sinnlos gelten muss, wird im Zuschauer ein Widerstand allgemeinerer Art geweckt, der auf Verhinderung dessen hinzielt, was zur Unterdrückung des einzelnen führt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss verlieh dem Film mit 4 : 1 Stimmen das Prädikat „Besonders wertvoll". Die eindringliche Wirkung des Films ist vor allem auf die inhaltliche und formale Konsequenz zurückzuführen, mit der das Thema „Die Zelle" behandelt wird. Drehbuch und Regie haben auf alles verzichtet, was ein Gefängnis und dessen Insassen
an „Handlung", „Spannung" und dergleichen hergeben könnten. Die Konzentration auf die innere Geschichte des Gefangenen wird durch nichts gestört. Gleichwohl ist der Film voller Spannung; trotz seiner asketischen Absage an alle äußerlichen Möglichkeiten eines Bilderspiels, wie sie auch ein Gefängnis bieten könnte, trotz der monotonen Abtastung immer wieder des gleichen Milieus kommt es nirgendwo zu Längen, im Gegenteil wirkt der Film überraschenderweise eher als ein Stück zu kurz. Die Darsteller sind völlig überzeugend, man glaubt dem „Helden" trotz der Verkürzung seiner Geschichte, dass er sich am Ende mit seiner Zellen-Existenz nicht nur abfindet, sondern identifiziert. Wenn Bienek zeigen wollte, dass es für den Gefangenen die vielzitierte innere Freiheit nicht gibt, sondern dass das Gefängnis und die hinter ihm stehende Macht einen Menschen sich selbst verlieren lassen, so ist ihm das vollkommen gelungen. Dennoch ist die Wirkung auf den Zuschauer nicht auf fatalistische Unterwerfung begrenzt, die man daraus folgern könnte; die Unterwerfung geschieht nicht in einem christlichen Sinne, die Leiden, auch Unrecht auf sich nimmt und darin einen neuen und eigenen Wert findet, einen Sinn, der das Tragische aufhebt. Sie bleibt tragisch im strengeren, antiken Sinn. Gerade dadurch, dass der Häftling sich gegen sein Schicksal nicht auflehnen kann, dass jeder Ausbruchsversuch von vornherein als sinnlos gelten muss, wird im Zuschauer ein Widerstand allgemeinerer Art geweckt, der auf Verhinderung dessen hinzielt, was zur Unterdrückung des einzelnen führt.