Die Spinnerin

Filmplakat: Die Spinnerin

FBW-Pressetext

Die junge Frau hat sich mit ihrem Leben arrangiert. Aufstehen, frühstücken, arbeiten, nach Hause gehen, schlafen. Jeden Tag derselbe Ablauf, ein Tag gleicht dem anderen. Eigentlich gibt es daran gar nichts auszusetzen. Doch warum wirkt sie bloß so „fremdgesteuert“? Und gibt es überhaupt einen Ausweg? Oder führt der einzige Weg aus diesem Alltagsnetz nach unten, ganz weit in die Tiefe? Schon von der „eingesponnenen“ Titelsequenz an begleitet ein sprichwörtlicher roter Faden den vierminütigen Kurzanimationsfilm von Manuela Buske, Studentin an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Dabei arbeitet Buske gekonnt mit mehreren Deutungsebenen, die den Film vielfältig lesbar machen. Die skurrile Geschichte der an Fäden hängenden Menschen lässt sich problemlos als Dystopie und moderne Gesellschaftskritik lesen. Doch mit seinen zahlreichen Ideen ist der Film auch schlicht und einfach ein reines Sehvergnügen, das ganz ohne Dialoge auskommt und in seiner Animation auf angenehme Weise reduziert ist. Die Dramaturgie ist perfekt durchdacht, die Geschichte rund – DIE SPINNERIN ist Kurzfilmkunst, bei der alles stimmt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Manuela Buske
Drehbuch:Manuela Buske
Musik:Matija Strnisa
Länge:4 Minuten
Verleih:Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine Welt am Faden zeigt dieser faszinierende Kurzfilm, für den die Filmemacherin ein einleuchtendes und originelles Stilmittel gefunden hat, um zu zeigen, dass ihre Protagonistin ein fremdbestimmtes Leben führt. Dabei bewegen sie und alle anderen Figuren sich so, wie man es vom Marionettentheater her kennt. Ihre ungelenken Bewegungen sehen so aus, als würden sie über Fäden von oben gelenkt. Mit moderner 3D-Animation wird hier also eine traditionelle Technik des Puppenspiels nachgeahmt. Damit hat Manuela Buske eine sehr ausdrucksstarke Metapher für das moderne Arbeitsleben gefunden, denn wenn ihre Titelheldin tagtäglich durch den gleichen Trott von aufstehen, essen, arbeiten und schlafen geht, ist dies der in der heutigen Leistungsgesellschaft allgegenwärtiger Lebensrhythmus. Wie ausweglos dieses Leben unter totaler Kontrolle ist, zeigt sich in einer Szene, in der die Frau beobachtet, wie einer ihrer Leidensgenossen versucht, sich von einem Hochhaus in den Tod zu stürzen, er aber kurz vor dem Aufprall von seinen Fäden abgefedert und unverletzt, oder besser unbeschädigt, auf die Straße gesetzt wird. Durch einen gerissen Faden, der an der Hand der Frau sichtbar wird, erkennt diese das System ihrer Unterdrückung, und von diesem Moment an kann auch der Zuschauer die Fäden und das Garn sehen, aus dem diese Welt gesponnen ist. Die Protagonistin befreit sich durch diese Erkenntnis, sodass der Film mit einer hoffnungsvollen Note endet. Manuela Buske hat hier eine überzeugende Einheit von Form und Inhalt erreicht. Diese Geschichte kann nur so erzählt werden.