Die Kümmeltürkin geht
Jurybegründung
Für die Erteilung des Prädikats wurde in der Aussprache geltend gemacht, dass der Film einen beträchtlichen dokumentarischen Wert habe, auch wenn die im Mittelpunkt der Darstellung stehende Türkin gewiss nicht exemplarisch für alle Türken und Türkinnen stehen könnte, die in der Bundesrepublik leben bzw. diese wieder verlassen. Gerade in dem individuellen Fall, dessen Verallgemeinerung nicht gestattet sei, werde jedoch die Notwendigkeit und die Möglichkeit betont, die einzelnen Stationen eines solchen Lebenswegs sich zu vergegenwärtigen.Unter diesem Aspekt waren dann auch die Längen, die den Film beeinträchtigen, zu verstehen und auch zu rechtfertigen, war auch die Ausbreitung des Banal-Alltäglichen, das breiten und möglicherweise zu breiten Raum einnimmt, nachvollziehbar: in der Rekonstruktion einiger Lebensabschnitte eines virzehnjährigen Deutschlandaufenthalts, in der Recherche der jeweiligen Lebensumstände erschließt sich die Alltäglichkeit eines nur vordergründigen exzeptionellen Schicksals. Denn dass diese Frau wesentlich emanzipierter, wesentlich (jedenfalls im Deutschen) sprachgewandter, erheblich aggressiver ist, als die meisten ihrer gleichaltrigen türkischen Geschlechtsgenossinnen macht weder das Thema noch die Eigenart dieses Films aus, sondern erlaubt ihm (und darin liegt sein Vorzug), die Problematik am Ausnahmefall treffender zu akzentuieren.
Gegen die Erteilung des Prädikats wurde allerdings eingewandt, dass türkisches Familiengefüge mit seiner Dominanz des Mannes, dass türkische Kultur- und Traditionselemente mit ihrer gewiss unbewussten, aber dadruch eher noch verstärkten Bindungskraft in der Darstellung des Films fast vollständig übergangen werden, und dass die Individualität dieser Frau erhebliches Eigengewicht erhält, so dass sie (auch in der Art, wie ihre Umwelt auf sie reagiert) fast schon zum Extremfall wird.
Bedenken richtet sich vor allem gegen die Arbeit der Kamera und gegen die Tonaufnahmen, die ohne Notwendikeit weit unterhalb des Standards liegen, der gegenwärtig (nicht nur im Fersehen!) serlbstverständlich ist. Unter schwierigen dokumentarischen Umständen, so aufgeführt, könne ein technisch derartig misslungener Ton, eine so überaus zufällig eingesetzte Kamera akzeptabel sein; unter der Bedingungen einer, wie sich zeige, sorgfältig recherchierten Dokumentation sei dies aber unverständlich. Allerdings, so wurde hinzugefügt, seien die Intervie-Aufnahmen größtenteils nicht zu beanstanden; die Überblendungen, die im Interview-Ablauf Kürzungen und Zeitsprünge kennzeichneten, seien als gelungenes Gestaltungsmittel anzusehen, auch wenn sie keine neue Erfindung seien.
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Jeanine Meerapfel |
Darsteller: | Melek Tez |
Drehbuch: | Jeanine Meerapfel |
Kamera: | Johann Feindt |
Schnitt: | Klaus Volkenborn |
Musik: | Jakob Lichtmann |
Weblinks: | filmfriend.de; |
Länge: | 89 Minuten |
Jury-Begründung
Für die Erteilung des Prädikats wurde in der Aussprache geltend gemacht, dass der Film einen beträchtlichen dokumentarischen Wert habe, auch wenn die im Mittelpunkt der Darstellung stehende Türkin gewiss nicht exemplarisch für alle Türken und Türkinnen stehen könnte, die in der Bundesrepublik leben bzw. diese wieder verlassen. Gerade in dem individuellen Fall, dessen Verallgemeinerung nicht gestattet sei, werde jedoch die Notwendigkeit und die Möglichkeit betont, die einzelnen Stationen eines solchen Lebenswegs sich zu vergegenwärtigen.Unter diesem Aspekt waren dann auch die Längen, die den Film beeinträchtigen, zu verstehen und auch zu rechtfertigen, war auch die Ausbreitung des Banal-Alltäglichen, das breiten und möglicherweise zu breiten Raum einnimmt, nachvollziehbar: in der Rekonstruktion einiger Lebensabschnitte eines virzehnjährigen Deutschlandaufenthalts, in der Recherche der jeweiligen Lebensumstände erschließt sich die Alltäglichkeit eines nur vordergründigen exzeptionellen Schicksals. Denn dass diese Frau wesentlich emanzipierter, wesentlich (jedenfalls im Deutschen) sprachgewandter, erheblich aggressiver ist, als die meisten ihrer gleichaltrigen türkischen Geschlechtsgenossinnen macht weder das Thema noch die Eigenart dieses Films aus, sondern erlaubt ihm (und darin liegt sein Vorzug), die Problematik am Ausnahmefall treffender zu akzentuieren.
Gegen die Erteilung des Prädikats wurde allerdings eingewandt, dass türkisches Familiengefüge mit seiner Dominanz des Mannes, dass türkische Kultur- und Traditionselemente mit ihrer gewiss unbewussten, aber dadruch eher noch verstärkten Bindungskraft in der Darstellung des Films fast vollständig übergangen werden, und dass die Individualität dieser Frau erhebliches Eigengewicht erhält, so dass sie (auch in der Art, wie ihre Umwelt auf sie reagiert) fast schon zum Extremfall wird.
Bedenken richtet sich vor allem gegen die Arbeit der Kamera und gegen die Tonaufnahmen, die ohne Notwendikeit weit unterhalb des Standards liegen, der gegenwärtig (nicht nur im Fersehen!) serlbstverständlich ist. Unter schwierigen dokumentarischen Umständen, so aufgeführt, könne ein technisch derartig misslungener Ton, eine so überaus zufällig eingesetzte Kamera akzeptabel sein; unter der Bedingungen einer, wie sich zeige, sorgfältig recherchierten Dokumentation sei dies aber unverständlich. Allerdings, so wurde hinzugefügt, seien die Intervie-Aufnahmen größtenteils nicht zu beanstanden; die Überblendungen, die im Interview-Ablauf Kürzungen und Zeitsprünge kennzeichneten, seien als gelungenes Gestaltungsmittel anzusehen, auch wenn sie keine neue Erfindung seien.