Die gläserne Zelle

Kinostart: 06.04.78
1978

Jurybegründung

Der Film erhielt im Bewertungsausschuss einstimmig das Prädikat "besonders wertvoll".

Er erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach Entlassung aus dem Gefängnis, in dem er unschuldig gesessen hat, mit sich, seiner Familie und seiner Umwelt nicht zurecht kommt. Er lebt weiterhin in einer "gläsernen Zelle". Es ist gelungen, die nun ganz andersartige, aber nicht weniger unerträgliche Isolierung nach der Entlassung im Ablauf der Handlung wie in der psychologischen Eskalation absolut überzeugend zu zeigen; das persönliche Problem wird noch vertieft und ins Unerträgliche gesteigert durch die Eifersucht auf den befreundeten Anwalt.

Die Führung der Darsteller ist beachtlich (vielleicht mit der Ausnahme Laser, die jedoch eher ein Besetzungsfehler ist). Vor allem aber sind bemerkenswert die Fotografie und der Schnitt. Die Fotografie ist bei aller reportierenden Genauigkeit fähig, die Nuancen der wechselnden Situationen und Gefühle zu vermitteln; der Schnitt ist außerordentlich knapp - wie übrigens auch die Dialoge - , ohne dass im Ablauf der äußeren und inneren Geschehnisse irgendwo eine Lücke bliebe.

Der Schluss ist undeutlich, aber nicht uninteressant und mag zur Diskussion des möglichen weiteren Verlaufs dieser Ehe anregen: Man kann annehmen, dass die Frau die beiden Morde (genauer gesagt handelt es sich um einen Totschlag und um einen Mord) ihres Mannes als äußerste Beweise seiner Liebe zu ihr aufzufassen vermag, so dass der Versuch, einmal darüber hinweg zu kommen, nicht unbedingt als unmöglich betrachtet werden muss; zugleich aber wird der Ansatz zu diesem Versuch, die liebevolle Begegnung in der Halle des Polizeipräsidiums von dem Kommissar beobachtet, was wohl besagt, dass er der Sache, deren er sich gewiss ist, auf der Spur bleiben wird...



Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Hans W. Geissendörfer
Darsteller:Heinz Brennent; Gerlinde Egger; Brigitte Fossey; Helmut Griem; Bernhard Wicki
Drehbuch:Hans W. Geissendörfer; Klaus Bädekerl
Buchvorlage:Patricia Highsmith
Kamera:Robbie Müller
Schnitt:Peter Przygodda
Musik:Niels Walen
Länge:93 Minuten
Kinostart:06.04.1978
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion: , Roxy-Film GmbH & Co. KG/Soularis Film- und Fernsehproduktion Bernd Eichinger, München in Zusammenarbeit mit dem BR, München
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film erhielt im Bewertungsausschuss einstimmig das Prädikat "besonders wertvoll".
Er erzählt die Geschichte eines Mannes, der nach Entlassung aus dem Gefängnis, in dem er unschuldig gesessen hat, mit sich, seiner Familie und seiner Umwelt nicht zurecht kommt. Er lebt weiterhin in einer "gläsernen Zelle". Es ist gelungen, die nun ganz andersartige, aber nicht weniger unerträgliche Isolierung nach der Entlassung im Ablauf der Handlung wie in der psychologischen Eskalation absolut überzeugend zu zeigen; das persönliche Problem wird noch vertieft und ins Unerträgliche gesteigert durch die Eifersucht auf den befreundeten Anwalt.
Die Führung der Darsteller ist beachtlich (vielleicht mit der Ausnahme Laser, die jedoch eher ein Besetzungsfehler ist). Vor allem aber sind bemerkenswert die Fotografie und der Schnitt. Die Fotografie ist bei aller reportierenden Genauigkeit fähig, die Nuancen der wechselnden Situationen und Gefühle zu vermitteln; der Schnitt ist außerordentlich knapp - wie übrigens auch die Dialoge - , ohne dass im Ablauf der äußeren und inneren Geschehnisse irgendwo eine Lücke bliebe.
Der Schluss ist undeutlich, aber nicht uninteressant und mag zur Diskussion des möglichen weiteren Verlaufs dieser Ehe anregen: Man kann annehmen, dass die Frau die beiden Morde (genauer gesagt handelt es sich um einen Totschlag und um einen Mord) ihres Mannes als äußerste Beweise seiner Liebe zu ihr aufzufassen vermag, so dass der Versuch, einmal darüber hinweg zu kommen, nicht unbedingt als unmöglich betrachtet werden muss; zugleich aber wird der Ansatz zu diesem Versuch, die liebevolle Begegnung in der Halle des Polizeipräsidiums von dem Kommissar beobachtet, was wohl besagt, dass er der Sache, deren er sich gewiss ist, auf der Spur bleiben wird...