Die Bergfrau
FBW-Pressetext
Das Mädchen schreitet an einem kühlen Bach entlang. Im Haus erblickt es die Mutter. Die beiden umarmen sich. Im Stall steht ein Esel, im Flur liegen Sägespäne. Am Ende das Bett. Die Erschöpfung. Und wieder der kühle Bach. Der Abschlussfilm von Kerstin Neuwirth an der Kunsthochschule Köln überzeugt durch seine exzellente Kameraarbeit und seinen assoziativen, fast träumerisch wirkenden Bilderfluss. Märchenhaft mysteriös wirken die einzelnen Eindrücke, formsicher wirkt die Inszenierung der ineinander übergehenden Sequenzen. Bild und Ton bilden eine harmonische Klammer und führen die Figuren zurück an Orte der Erinnerung zwischen Leben und Tod. Ein formvollendetes filmisches Experiment, das auch ohne fixe narrative Struktur und vorgegebene Interpretation überzeugt.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Kerstin Neuwirth |
Darsteller: | Franziska Rieck; Felizia Schellnast |
Drehbuch: | Kerstin Neuwirth |
Kamera: | Carmen Treichl |
Schnitt: | Kerstin Neuwirth |
Musik: | Franziska Windisch |
Länge: | 17 Minuten |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Förderer: | Film- und Medienstiftung NRW |
Jury-Begründung
Ein Mädchen am Fluss. Eine Frau vor einem Bauernhof füttert die Hühner. Das Mädchen kommt hinzu, trägt Steine in seinem Rock. Ein Esel in einem Unterstand. Ein Haus, Flure, ein Raum voller Sägemehl, das Mädchen darin. Schuhe auf einer Treppe. Ein karger Raum mit einem Bett, das Mädchen liegt in diesem Bett. Frauengestalten verschiedenen Alters tauchen aus der Dunkelheit, schauen und verschwinden. Das Mädchen flutet den Raum. Wadenwickel. Ein Zustand zwischen Vision und Erinnerung.Ohne Dialog, aber mit exzellenten, tableauartig gestalteten Bildern und einer feinen Montage von Naturgeräuschen erschafft die Regisseurin einen märchenhaft-mysteriösen Mikrokosmos, der sich einer eindeutigen Bestimmung verweigert. Das hervorragende Szenenbild und die formvollendete Fotografie machen die Textur von Leinen und Baumwolle fühlbar deutlich, betonen aber auch den modern gebrochenen Vintage-Look in Kleidung und Haartracht des Mädchens. Die Kargheit der Ausstattung und das durchziehende Wasserelement schaffen einen surrealen Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit, Leben und Tod. Handelt es sich um die Fieberträume eines sterbenden Mädchens, geht es um Kindheits- und Jugenderinnerungen an einen besonderen Ort von Heimat, sehen wir die Träume und Ahnungen in der beginnenden Pubertät? In welcher Beziehung stehen die Frauengestalten zueinender? Gehören die Schuhe auf der Treppe einem Mann, der sich entzieht?
Ein formvollendeter, non-narrativer Film, der viel erzählt und dem Zuschauer viel Raum für eigene Deutungen und Erinnerungen lässt.