Die Bank

Filmplakat: Die Bank

FBW-Pressetext

Eine Bank vor dem Haus. Zwei Männer sitzen da und unterhalten sich. Über dies und das. Über die Tochter des einen, die der andere geheiratet hat. Über Männer und Frauen im Allgemeinen und über die Ärztin im dritten Stock im Speziellen. Über Ameisen, über Menschen, über Deutsche, über Ausländer, über Fußball, über Sex. Und meistens gibt es dazu was zu essen. Was nach eher gemächlicher Alltagsroutine klingt, nehmen Regisseur Manfred Stelzer und Co-Regisseur und Hauptdarsteller Tilo Prückner zum Anlass für eine feinhumorige und augenzwinkernde Beobachtung. DIE BANK ist eine Reihe von jeweils fünfminütigen Kurzfilmen, bei der jeder für sich ein Thema aufgreift und somit ganz unabhängig voneinander funktioniert. Die Dynamik und der Humor entsteht dabei nicht nur durch den gelungenen Schnitt und die schnodderigen Dialoge, sondern auch durch das großartige Zusammenspiel zwischen Tilo Prückner als weisem Schwiegervater und Karl Kranzkowski als immer dagegen haltendem Schwiegersohn, der dem Palaver des älteren Mannes schon mal Paroli bietet, auch wenn man immer spürt, dass hier zwei Männer nebeneinander sitzen, die genau diese Routine brauchen, um so ihren Alltag hinter sich zu bringen. DIE BANK schaut mit sehr genauem und entlarvendem, aber auch liebevollen Blick auf das Milieu, in dem der Film spielt, ohne sich über es zu erheben. Ein großartiges Erzählformat, das Lust auf mehr macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm; TV Serie
Regie:Manfred Stelzer; Tilo Prückner
Darsteller:Tilo Brückner; Karl Kranzkowski
Drehbuch:Manfred Stelzer
Kamera:Johann Feindt
Schnitt:Bernd Schriever
Musik:Rio Reiser
Länge:25 Minuten
Produktion: Cobblestone Filmproduktion GmbH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Zwei Männer sitzen auf einer Bank und reden miteinander. Einen noch minimalistischeren Plot wird es kaum geben, und länger als fünf Minuten im Stück möchte man den beiden älteren Herren wohl auch nicht zuhören. Und genau dieses richtige Maß haben die Filmemacher hier gefunden. Die Serie besteht aus fünf Episoden, in denen der Ältere einen kleinen Plausch mit seinem Schwiegersohn vor deren Wohnungen im Plattenbau hält. Und da die beiden gut miteinander vertraut sind, reden sie ohne Filter. Vor allem der etwa 75 Jahre alte Karl hat eigenwillige, oft alles andere als politisch korrekte Ansichten über das Leben und die Welt. Da werden im Plauderton Themen wie Rassismus, Sexismus, Genmanipulationen, Tierhaltung oder die Auswüchse des Profisports verhandelt – immer im Rahmen freier Assoziationen, bei denen der Gedankenfluss etwa von einer Ameise auf der Bank zur Meditationen über die Conditio humana führen kann. Und diese Fallhöhe zwischen dem oft banalen Ansatz (wie einer Schlagzeile in der Boulevardzeitung) und der zum Teil erstaunlichen philosophischen Tiefe der Gespräche ist es, die zu einem großen Teil den Reiz dieser Serie ausmacht. Dazu kommt der trockene Humor, mit dem die Szenen geschrieben sind, und den Tilo Prückner als Karl und Karl Kranzkowski als sein Schwiegersohn mit einer souveränen Lässigkeit ausdrücken. Man glaubt den beiden sofort, dass sie ein altes, gut miteinander vertrautes Paar sind, und so wie hier hört man in Filmen selten Männer miteinander reden. Es gibt nichts Forciertes oder Behauptetes an diesen kleinen Dialogstücken. Angenehm ist auch, dass das Milieu einer Hochhauswohnanlage hier nicht problematisiert, sondern als selbstverständlich gegeben dargestellt wird. Und die Filmemacher waren auch so klug, nicht, wie es sich angeboten hätte, puristisch in einem ungeschnittenen Take mit nur einer statischen Einstellung zu arbeiten. So wird der klaustrophobische Eindruck eines festgefügten, unentrinnbaren Rituals vermieden. Tilo Prückner hat am Drehbuch mitgearbeitet und sich diese Rolle auf den Leib geschrieben, die seiner durch eine lange Darstellerkarriere ausgereiften Filmpersönlichkeit perfekt entspricht. So ist die Serie ein originelles und witziges Kleinod, das mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ bewertet wird.