Desert Miracles
FBW-Pressetext
Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Ein Synonym für die Jagd nach dem Glück. Ob nun am Spieltisch oder in einer der vielen kleinen Hochzeitskapellen, die schon unzählige Paare dazu eingeladen haben, sich „spontan“ ewige Treue zu versprechen. In ihrem Film DESERT MIRACLES zeigen Miriam Gossing und Lina Sieckmann in 22 Tableaus die voll ausdekorierten und doch menschenleeren Kapellen, die wie Stillleben wirken und denen genau das Lebendige fehlt, was die Liebe nun einmal ausmacht. Doch Gossing und Sieckmann bringen dieses Leben auf andere Art und Weise zurück. Denn aus dem Off erzählt eine weibliche Stimme von ihrer Sehnsucht nach der Liebe. Von dem Traum, mit dem einzig richtigen Partner zusammen zu sein. Von den Zweifeln, die sie hat, von den Unsicherheiten. Und von dem Wunsch, endlich zu heiraten. Die Textpassagen haben Gossing und Sieckmann aus anonymen Posts in Internet-Hochzeitsforen zusammengesetzt. Und doch erklingt der Text wie eine einzige Stimme, die über die Liebe spricht. Die Wirkung der genau in Szene gesetzten Bilder ist hypnotisierend, die Farb- und Lichtsetzung perfekt komponiert. Eine beeindruckende Kurzfilmarbeit, deren Wirkung man sich als Betrachter und Zuhörer nicht entziehen kann.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Miriam Gossing; Lina Sieckmann |
Drehbuch: | Miriam Gossing; Lina Sieckmann |
Kamera: | Christian Kochmann |
Schnitt: | Miriam Gossing; Lina Sieckmann |
Musik: | Tim Gorinski |
Länge: | 11 Minuten |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Förderer: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.In ihrem äußerst stringenten Kurzfilm DESERT MIRACLES montieren die beiden Filmemacherinnen Miriam Gossing und Lina Sieckmann statische Innenansichten von Hochzeitskapellen in Las Vegas zu einem faszinierenden Kaleidoskop US-amerikanischer Vorstellungen über Repräsentationen von Liebe und Romantik. Ergänzt werden die Bilder auf der Tonebene durch gelesene Auszüge aus verschiedenen Posts von Frauen auf US-amerikanischen Hochzeitsforen, deren unterschiedliche Perspektiven zu einer Collage verschmelzen. Dadurch ergibt sich ein gekonnt gesetztes Zusammenspiel aus der ökonomisierten Seite der Liebe im Bild mit ihrer emotionalen Seite im Text.
Die kunstvoll fotografierten, meist axial angeordneten Räume wirken dabei zunehmend wie Beerdigungsinstitute, in deren beklemmender Atmosphäre man sich ebenso gut aufgebahrte Särge vorstellen kann. Die dezente Ironie, die sich hinter dieser suggerierten Nähe von Liebe (bzw. Ehe) und Tod verbirgt, wird in keinem Moment zum bloßen Spott, sondern von den Filmemacherinnen klug und einfühlsam ausbalanciert. Nicht zuletzt durch die herausragend miteinander korrespondierenden Text- und Bildebenen regt DESERT MIRACLES zur nachhaltigen Auseinandersetzung mit einer Kultur an, die Ehe und Romantik nicht nur kommerzialisiert, sondern nicht selten auch zu Kitsch banalisiert.