Der Tod eines weißen Pferdes

1985
Filmplakat: Der Tod eines weißen Pferdes

Kurzbeschreibung

Bauernkrieg 1525 : Die Unterdrückten, Ohnmächtigen und Entrechteten erheben sich. Episoden aus einer Geschichte der Zeitenwende.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Christian Ziewer
Darsteller:Thomas Anzenhofer; Peter Franke; Udo Samel; Angela Schanelec; Dietmar Schönherr
Drehbuch:Christian Ziewer
Kamera:Gerard Vandenberg
Schnitt:Stefanie Wilke
Musik:Erhard Großkopf
Weblinks:;
Länge:92 Minuten
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Basis-Film Verleih GmbH, WDR
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bauernkrieg als Revolution des gemeinen Mannes (immerhin die erste auf deutschem Boden in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches) bildet den Hintergrund dieses Films, der die um ihr Recht betrogene und für ihr Recht kämpfende Landbevölkerung in ihrer Angst, ihrer Gespanntheit, ihrem Zorn und ihrem verzweifelten Mut zeigt. Die gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen (auch die religiösen und philosophischen) Veränderungen, die diesen Kämpfen zugrunde lagen, bleiben unberücksichtigt, doch erweist sich der Film in diesem Verzicht auf historische Ausgewogenheit als eine engagierte Stellungnahme für die geschundenen und „dummen“ , missachteten und hintergangenen Menschen, die den kürzeren ziehen, sooft und solange sie sich auf Treu und Glauben, auf Recht und Anstand verlassen. Der Film ist in sofern nicht nur an der Darstellung geschichtlicher Ereignisse (1525) engagiert, sondern artikuliert einen aktuellen Bezug : Kann die Macht der Mächtigen nicht jederzeit das Recht der Ohnmächtigen ignorieren?

Solche Interpretation, die angesichts der früheren Filme von Christian Ziewer mindestens als Möglichkeit debattiert werden muss, erscheint im Blick auf einen Film unangemessen, dem jder unmittelbare Gegenwartsbezug fehlt und der auch den Klassenkampf, der über vierhundert Jahre zurückliegt, nicht unter humanitären Prämissen, sondern in seiner Unausweichlichkeit vor Augen führt. So ist ein Film entstanden, der die Darstellung nicht zum Vehikel einer vermeintlich moralischen Anklage macht, sondern der Fremdartigkeit des Denkens und Handelns, der Geschehnisse und Verhältnisse gelten lässt und der Zurückhaltung nicht nur bei den vielen Einzelheiten beweist, die grausam oder brutal hätten inszeniert werden können, sondern auch historisch-geschichtliche Irritationen eher verstärkt als vorschnell auflöst.

Dass die Aufnahmen, die Montage und die Ausstattung, die Schauspielerwahl und - führung , die Dialoge, die dramaturgisch geschickten Zwischentitel und die Musik diese Intention des Films nicht nur verwirklichen, sondern auch intensivieren, trägt zu seiner Geschlossenheit bei und belegt die Leistung einer Regie, die gerade in der bilderbogenartigen und holzschnittartigen Realisation die Möglichkeit der Vertiefung und Verstärkung nutze.