Der schwarze Kasten

Kinostart: 11.06.92
1991
Filmplakat: Der schwarze Kasten

Kurzbeschreibung

Dokumentarfilm über die Arbeit und ihre Auswirkungen sowie die persönlichen und politischen Einstellungen eines ehemaligen Oberstleutnants und Lehrers des DDR-Staatssicherheitsdienstes.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Johann Feindt; Tamara Trampe
Drehbuch:Johann Feindt; Tamara Trampe
Kamera:Johann Feindt
Schnitt:Sybille Windt
Länge:98 Minuten
Kinostart:11.06.1992
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: Wolfgang Pfeiffer Filmproduktion, Max Film, Wolfgang Pfeiffer Filmproduktion
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dies ist eine Dokumentation, welche Betroffenheit auslöst. Betroffenheit darüber, wie erstmals dem zuschauer Gelegenheit gegeben wird, einen intimen Einblick in das Leben eines der verantwortlichen "Schreibtischtäter" des Staatssicherheitsdienstes der Ex-DDR zu gewinnen.
In langen Interviews erzählt Girke von seinem menschlichen und beruflichen Werdegang. Er tut dies offen, ehrlich und ohen sich ständig die Schlupflöcher der Verteidigung seines Handelns zu suchen. Sicher findet er Lücken, um sich seine Würde noch zu bewahren; "20 Jahre war dies mein Beruf, das prägt", aber er verschleiert nicht.

Die Stärke des Films ist auch das Engagement der Interview-Partnerin Girkes und man merkt, dass es ihr nicht um die Verurteilung dieses Menschen geht, sondern um Antworten auf die Fragen zu bekommen: Warum hat er das getan und warum ist er so geworden?
Der Film zeigt, dass Girke selbst als Psychologe nur in fest gefügten Bahnen denken konnte. Dies war schon seit seiner Jugend so vorgegeben: Die "gewöhnliche" Präparierung eines Menschen vom Elternhaus über die Schule bis zur beruflichen Karriere. Girke war kein "Opfer" seines Elternhauses, das ihm stramme Ideologie einpaukte. Primäre Tugenden, wie Gehorsam und Disziplin, wurden ihm dort zu eigen. So wurde der gewöhnliche, alltägliche Mensch zum besten Gehilfen des Systems.

Beeindruckend ist der logische Aufbau des Films: In das umfassende Interview mit Girke werden dem verständnis entsprechend Interviews und Recherchen (Vater, Mutter, Lehrer, Universitätsprofessoren, Archivar und Stasi-Opfer Jürgen Fuchs) eingeschoben. Die Kamera gibt viel Ruhe für Reflexioenn des Zuschauers und lässt Zeit zu szenarischen Verstärkungen (Ehefrau von Girke im Stasi-Gebäude erkennt die Observierungsmöglichkeiten ihres Hauses und ihrer Familie durch den eigenen Mann).