Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit

Filmplakat: Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit

Jurybegründung

Die Zeit - und konkreter noch unsere eigene Zeit - steht im Mittelpunkt dieses gewiss philosophisch bohrenden, doch auch kaleidoskopischen spannenden Films, der in der scheinbar beliebigen Aneinanderreihung teils ausführlich, teils knapp skizzierter Episoden sehr vielschichtig vergegenwärtigt, was Vergänglichkeit und Wandel, was unsere Gebundenheit an die Zeit und was die Unerbittlichkeit der Zeit für unsere Existenz-Nöte, - Ängste und -Träume bedeutet.



In diesem Film steht der philologisch-philosophische Exkurs über Chronologie und Sternstunde ironisch-selbstverständlich ( Kairos = Sternstunde nennt sich auch die Produktionsfirma des Alexander Kluge ) neben dem vieldeutigen, aber auch unmittelbaren Filmzitat ( angefangen mit der ANKUNFT EINES ZUGES der Gebrüder Lumière). In ihm findet sich neben Interview-Farcen tiefgründelnder Rundfunk- und Fernseh-Mikrofonverwalter die alle Konventionen sprengende Gestalt eines blinden Filmregisseurs.



In ihm wird neben das Zitat aus TOSCA ( als ein Medium, das - ähnlich dem Film - die Vergangenheit vor die Gegenwart stellt ) auch die dokumentarisch eingefangenen Szenerie gestellt, in der Familie Burk in ihrer Wohnung sich der Zukunftstechnologie der Computer Heimarbeit widmen muss, und zwei eilige Männer überlegen, ob sie sich besser für Schrott oder für die Beteiligung an den neuen Medien entscheiden sollen.



Zu den Vorzügen des Films gehören die Darsteller ( wie bei Alexander Kluge üblich, sind sie treffsicher ausgewählt und behutsam geführt ), die Kommentare und Dialoge ( in einem anspielungsreichen Deutungsspektrum verschränkt ), die nur scheinbar disperaten Ausstattungselemente, zufälligen Aufnahmen und fantasievollen Trickgestaltungen ( die ein Geflecht von Beziehungen und Metaphern erstellen).



Gewiss kein Film, den man mir nichts dir nichts deuten könnte. doch ist dies auch nicht sein Anspruch. Denn er stellt nicht nur Fragen, sondern weckt welche. Dies gehört ebenfalls zu seinen besonderen Qualitäten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama; Essayfilm
Regie:Alexander Kluge
Darsteller:Jutta Hoffmann; Michael Rehberg; Peter Roggisch; Rosel Zech
Drehbuch:Alexander Kluge
Kamera:Thomas Mauch
Schnitt:Jane Seitz
Länge:111 Minuten
Verleih:Filmwelt Verleih
Produktion: Kairos-Filmverleih, ZDF;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Zeit - und konkreter noch unsere eigene Zeit - steht im Mittelpunkt dieses gewiss philosophisch bohrenden, doch auch kaleidoskopischen spannenden Films, der in der scheinbar beliebigen Aneinanderreihung teils ausführlich, teils knapp skizzierter Episoden sehr vielschichtig vergegenwärtigt, was Vergänglichkeit und Wandel, was unsere Gebundenheit an die Zeit und was die Unerbittlichkeit der Zeit für unsere Existenz-Nöte, - Ängste und -Träume bedeutet.

In diesem Film steht der philologisch-philosophische Exkurs über Chronologie und Sternstunde ironisch-selbstverständlich ( Kairos = Sternstunde nennt sich auch die Produktionsfirma des Alexander Kluge ) neben dem vieldeutigen, aber auch unmittelbaren Filmzitat ( angefangen mit der ANKUNFT EINES ZUGES der Gebrüder Lumière). In ihm findet sich neben Interview-Farcen tiefgründelnder Rundfunk- und Fernseh-Mikrofonverwalter die alle Konventionen sprengende Gestalt eines blinden Filmregisseurs.

In ihm wird neben das Zitat aus TOSCA ( als ein Medium, das - ähnlich dem Film - die Vergangenheit vor die Gegenwart stellt ) auch die dokumentarisch eingefangenen Szenerie gestellt, in der Familie Burk in ihrer Wohnung sich der Zukunftstechnologie der Computer Heimarbeit widmen muss, und zwei eilige Männer überlegen, ob sie sich besser für Schrott oder für die Beteiligung an den neuen Medien entscheiden sollen.

Zu den Vorzügen des Films gehören die Darsteller ( wie bei Alexander Kluge üblich, sind sie treffsicher ausgewählt und behutsam geführt ), die Kommentare und Dialoge ( in einem anspielungsreichen Deutungsspektrum verschränkt ), die nur scheinbar disperaten Ausstattungselemente, zufälligen Aufnahmen und fantasievollen Trickgestaltungen ( die ein Geflecht von Beziehungen und Metaphern erstellen).

Gewiss kein Film, den man mir nichts dir nichts deuten könnte. doch ist dies auch nicht sein Anspruch. Denn er stellt nicht nur Fragen, sondern weckt welche. Dies gehört ebenfalls zu seinen besonderen Qualitäten.