Das Interview

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Unter dem Druck des Senders muss ein Fernsehteam ein weiteres Mal zu einem 15jährigen Mädchen fahren, um noch drastischere Interview-Aufnahmen zu bekommen. Unter dem Vorwand, dass bei der ersten Aufnahme der Ton ausgefallen sei, verschafft sich das Team nochmals Zugang zur Wohnung. Die Unlust des Kameramannes ist deutlich spürbar, der Druck auf die Redakteurin ebenso. Fast brutal nehmen sie die Wohnung in Beschlag und dirigieren deren Bewohner wie Statisten. Um das verunsicherte Mädchen zur „richtigen“ Aussage zu bewegen, gibt die Redakteurin ihr die Fragen und Antworten manipulativ vor. Dies auf eine Art und Weise, dass selbst ihr Kameramann mit ihr in Konflikt gerät.

Auf eindringliche Weise klagt dieser Kurzfilm die drastischen, ja manchmal fast unmenschlichen Methoden an, wie Fernsehen unter dem Quotendruck die scheinbar voyeuristischen Bedürfnisse der Zuschauer zu befriedigen versucht. Und in diesem Fall, bei dem der Zuschauer über den wahren Tathergang im Unklaren bleibt und keine konkreten Beweise für den sexuellen Übergriff auf das Mädchen bekommt, werden die Geschädigten und der Zuschauer durch die brutale Vorgehensweise des Teams zum eigentlichen Vergewaltigungsopfer.

Bis auf kleine Abstriche in der Inszenierung eine bemerkenswerte und runde Arbeit.