Das blaue Auto
Kurzbeschreibung
Nach dem Tod seiner Großmutter kehrt Hansel zurück nach Kuba, um sich um seinen Bruder mit Down-Syndrom zu kümmern, jedoch sind sich die beiden fremd geworden.Filminfos
Gattung: | Kurzfilm |
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Regie: | Valerie Heine |
Darsteller: | Carlos Riverón; Marcos Costa; Miriam Socarrás; Indira Reyes; David Borrás |
Drehbuch: | Carlos M. Quintela; Valerie Heine |
Kamera: | Jacob Jiménez |
Schnitt: | Tiago Therrien Amaya |
Länge: | 19 Minuten |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln, Escuela Internacional de Cine y Televisión, Cuba; |
FSK: | 12 |
Förderer: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Jury-Begründung
Lange Zeit war Hansel weg von Kuba, nun nach dem Tod seiner Großmutter kehrt er aus San Francisco dorthin zurück, um sich um seinen behinderten Bruder Marcos zu kümmern. Die Familienzusammenführung ist für beide Brüder nicht leicht: Hansel hat ein Leben in Freiheit und Freizügigkeit (auch sexueller Natur) hinter sich gelassen, Marcos vermisst seine Großmutter und kann mit dem ihm fremd gewordenen Bruder nichts anfangen. Also besinnt sich Hansel auf ein altes Kinderspiel, um wieder mit seinem Bruder in Kontakt zu kommen.Die Entfremdung der beiden Brüder, ihre Zurückhaltung dem jeweils anderen gegenüber und ihre eigenen Unfreiheiten (bei dem einen durch die Behinderung, die ihn zu einem Außenseiter werden lässt, bei dem anderen durch dessen nur heimlich ausgelebte Sexualität) transportiert Valeria Heines Film eindrücklich. Die Tristesse Kubas, die Baufälligkeit und Rauheit der Insel, die so gar nicht unseren Klischeevorstellungen entsprechen mag, spricht Bände und zeigt nicht nur soziale Realitäten, sondern auch Seelenlandschaften voller Melancholie und versteckter Schönheit. Die beiläufige Erzählweise lässt Raum für Interpretationen und fordert einen aktiven Zuschauer, der sich erst Stück für Stück in dieses Charakterporträt hineinfinden muss. Am Ende steht ein eindrucksvoller Akt der Selbstabgrenzung und -behauptung Marcos' und einer kleiner Akt der Aufopferung und des Einfühlens in die Welt seines Bruders von Hansel, damit die beiden einander auf Augenhöhe begegnen können.
Man merkt dem Film ein wenig die Beschränktheit sowohl der finanziellen Mittel als auch der Drehzeit an, der er sicherlich als Austauschprojekt unterworfen war. Dennoch beeindruckt Valeria Heines stille und geduldige Beobachtung, die Raum für Zwischentöne lässt.