Dancer in the Dark

Kinostart: 28.09.00
2000
Filmplakat: Dancer in the Dark

Kurzbeschreibung

Eine alleinerziehende, fast erblindete Frau rackert sich ab, um
Geld für die Augenoperation ihres Kindes zu sparen. Ihr Nachbar
bestiehlt sie und täuscht einen Raubmord vor, der zu ihrer
Hinrichtung führt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Lars von Trier
Darsteller:Björk; David Morse; Catherine Deneuve
Länge:140 Minuten
Kinostart:28.09.2000
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Zentropa Entertainments , Zentropa Entertainments 4 ApS; Hvidovre Film i Väst; Liberator Productions; 3 Cinéma; Arte France Cinéma;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Anerkennung würde alleine schon das Wagnis verdienen. Soviel Risiko und soviel Gefahr des Scheiterns gehen heutzutage nicht viele Filme ein. Regisseur Lars von Trier beschreitet Neuland, und er hat mutige Begleiterinnen und Begleiter gefunden, die vor und hinter der Kamera alles geben. Die isländische Sängerin Björk als erblindende Selma, deren Leben Musicals sind, geht intensiv in ihrer Rolle auf und meistert beeindruckend jeden Stolperstein, an dem die Geschichte ins Peinliche abrutschen könnte. Catherine Deneuve überzeugt als ihre Freundin Kathy, David Morse ist glaubwürdig als netter Polizist, Nachbar und Vermieter. Die Szenen, in der er Selma das ersparte Geld stiehlt, sie es zurückhaben will und daraus ein tödliches Drama entsteht, bewegen.

Überhaupt ist es erstaunlich, wie sehr der Film zu berühren vermag. Und das, obwohl er fortwährend an den dramaturgisch schwierigsten Stellen den Erzählfluß unterbricht und mit Musicalsequenzen fortfährt. "In Musicals geschieht niemals etwas Schreckliches", weiß Selma. Gleichzeitig wird diese Erfahrung andauernd konterkariert, es geschieht auch beim Singen das Schrecklichste. Anders als sonst von Musicals gewohnt, führen die Musikstücke nicht aus der Handlung heraus, sondern verstärken sie. Sie bleiben nicht bloße Form, sondern sind unverzichtbare Teile des Films. Die Musik- oder Rhythmuseinsätze werden dabei stets aus Alltagsgeräuschen entwickelt: aus dem Stampfen der Blechpressen in der Fabrik, aus dem Rattern eines Zuges, aus dem Knacken eines Plattenspielers oder dem Bleistift des Gerichtszeichners. Die Songs leiten jeweils einen Wendepunkt ein, das kann atemberaubend sein.

Sehgewohnheiten werden in diesem Film im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert. Hier muß auch die (Hand-) Kameraarbeit von Robby Müller hervorgehoben werden. Und noch einmal das Ensemble: seien es Joel Grey mit einer Steptanz-Einlage, die Gefängniswärterin, der fürsorgliche Jeff oder die denunzierende Polizistenwitwe. Sie alle haben ihren Platz in der Proletariergeschichte, die Lars von Trier ersonnen und auf einzigartige Art auf die Leinwand gebracht hat.